Die Modellregion Nürnberg ist eine Idee, die wir Wirklichkeit werden lassen wollen, weil wir überzeugt sind, dass dies die erfolgreichste Möglichkeit für ein schnelles Ende der Pandemie ist. Wenn Du das auch so siehst, dann unterstütze uns!
Du kannst aktiv werden und in Deiner Stadt oder Deinem Landkreis für dieses Projekt werben.
Egal auf welcher Ebene wir das Projekt bisher vorgestellt haben, haben wir die Erfahrung gemacht, dass alle froh über diesen Plan und damit auch eine Perspektive sind. Join!
Und so kannst Du etwas tun:
Du kennst eine Politiker*innen, dann erzähle uns davon!
Du hast eine Gaststätte, eine Kino, Hotel oder Geschäft? Es klingt komisch, aber dann setze Dich jetzt für uns ein, damit Du jetzt geschlossen bleibst, aber schneller wieder öffnen kannst!
Du kennst Unternehmer*innen oder Unternehmen, die uns unterstützen würden? Du kannst in Deinem Unternehmen vorschlagen sich an der NoCovid Modellregion zu beteiligen? Das ist sehr wichtig, nur gemeinsam mit den Unternehmen in unserer Region gelingt die große Testkampagne!
Du kennst Künstler*innen, die gerne so schnell wie möglich wieder auftreten wollen? Bringe uns in Kontakt!
Euch brauchen wir noch im Kern-Team:
Du kannst im Rahmen von „Kultur für Kinder“ ein Angebot machen, das besonders von der Pandemie betroffenen Kinder eine Freude macht? Das wollen wir genauer wissen!
Du bist Grafikdesigner*in oder Webdesigner*in? Dann gibt es viel zu tun!
Du bist Ärzt*in, Apotheker*in oder beim BRK und kannst während der Testkampagne unterstützen? Dich brauchen wir!
Du bist Student*in an der FAU, OHM, OTH, XYZ? Du könntest uns helfen das Projekt wissenschaftlich zu begleiten? Unsere Meetings sind meist abends, das passt doch.
Also:
MACH MIT!
Unterstütze die NoCovid Modellregion Nürnberg zum Erreichen der Niedriginzidenz! Melde Dich unten in den Kommentaren oder per E-Mail unter nocovid-nbg@gmx.de.
Wir freuen uns über jede*n neue*n Unterstützer*in!
Nur massive Anstrengungen hin zu einem flächendeckenden Testregime machen die NoCovid Strategie wirksam und effizient. Dazu muss die Testkapazität auf 40% bis 60% der Bevölkerung ausgeweitet werden. Ein umfangreiches Public Health Screening findet nicht nur die meisten Infektionen in der Bevölkerung, sondern hilft in der Folge die Inzidenzen zu senken.
Derzeit erleben wir in Deutschland das Gegenteil des Public Health Screenings. Viele übereilte Konzepte für mit Schnelltests kombinierte Öffnungen. Das sichert weder die Bevölkerung als ganzes ab, noch mindert es das Infektionsgeschehen. Es werden lediglich Öffnungen ermöglicht, die bei bestehend hoher Inzidenz die Fallzahlen eher weiter steigen lassen, weil über mehr Mobilität und Kontaktzahlen mehr Fälle erzeugt werden, als durch die Schnelltests kompensiert werden könnten.
In der NoCovid Modellregion Nürnberg sind solche übereilten Experimente daher nicht vorgesehen. Zunächst wird ein breites Public Health Screening aufgebaut. Dafür sollen Antigen-Schnelltests, PCR-Schnelltests und klassische PCR-Tests zur Validierung von positiven Schnelltest-Ergebnissen zur Anwendung kommen. Ziel ist es, schnell und unkompliziert symptomatische Personen, sowie Kontaktpersonen aller Art unabhängig vom Auftreten von Symptomen zu testen und die Ergebnisse der PCR Tests in der Region konsequent mit der Funktion der Corona-Warn-App zu erfassen. Alle Testzentren oder ärztl. Stellen geben daher bei jedem Test Informationen zur Registrierung in der Corona-Warn-App und QR-Codes zur einfachen Registrierung des Tests an die Testpersonen aus.
Zu Beginn aller Maßnahmen zur Absenkung der Inzidenz und stehen die Aktionstage „Test & Kultur“ an. Es wird massiv in allen Verwaltungen, Betrieben, an Schulen und in der Bevölkerung getestet. Ziel ist es etwa 50% der Bevölkerung mit Schnelltests zu testen, um möglichst viele Infektionen aufzudecken, deren Kontakte nachverfolgen und Quarantäne anordnen zu können. Begleitet wird dieses Testen wie im Baustein Wirtschaft beschrieben mit einem Absenken der Wirtschaftsleistung überall dort, wo es möglich ist. Dies hilft auch die durch die massive Testkampagne zu erwartende Quarantäneanordnungen bei Mitarbeiter*innen besser kompensieren zu können. Es ist eine gemeinsame Anstrengung der Bevölkerung, der Wirtschaftsunternehmen, der Verwaltung und denen, deren Veranstaltungsorte, Geschäfte, Gaststätten oder Hotels eh bereits seit langem geschlossen sind.
In Portugal und Dänemark gelang es durch umfangreiches Testen auch die Ausbreitung von B1.1.7 einzudämmen.
Kinder sind von der Corona-Pandemie besonders betroffen, einige der kleinsten feiern nun schon ihren 2. Geburtstag unter Pandemie-Bedingungen. Es ist daher besonders wichtig, die Pandemie zu einem schnellen Ende zu bringen und die Fallzahlen so weit zu senken, dass wir Kindern wieder ein möglichst einschränkungsfreies Leben ermöglichen können.
Das ist das Ziel in der NoCovid Modellregion Nürnberg.
Die Wiederaufnahme von Schulbetrieb in Präsenz ist dabei an vier Bedingungen gekoppelt:
Lehrerinnen und Lehrer die Präsenzunterricht anbieten sind geimpft
Die Hygienepläne wurden im Bezug auf die AHA+L und Quarantäne-Regeln an die neuen Anforderungen durch die nun in Deutschland dominante Virusmutation B1.1.7 angepasst
Jeder Schüler erhält zwei Antigen-Schnelltests nach Hause geschickt, um sich einmal in der Vorwoche des beginnenden Präsenzunterrichts und einmal am Tag selbst zu Hause zu testen.
Es wird ein wirksames Testregime aus einer Mischung von PCR-basierten Pooltest an den Schulen und Schnelltests zu Hause etabliert, bevor die Schülerinnen und Schüler an die Schulen zurückkehren. Das Testkonzept muss Teil einer regionalen Public-Health-Teststrategie sein, z.B. auch mit Test in Firmen, wie im Baustein Wirtschaft beschrieben.
Begründung
Mit der Ausbreitung der deutlich ansteckenderen britischen Virusvariante B1.1.7 hat sich die Lage für Kinder und Jugendliche nochmals deutlich verschärft. Diese Variante ist deutlich ansteckender als die bisher verbreitete Wildform und sie führt öfter zu schwereren Krankheitsverläufen. Gleichzeitig wissen wir aus allen Ländern, in denen diese Mutation bereits dominant verbreitet ist, dass die Infektionsketten mit B1.1.7 in den Altersgruppen der Kinder beginnen und von dort in die Familien getragen werden. Schulen aber auch Kitas sind daher Drehscheiben für die Verbreitung des Virus, insbesondere, wenn ausschließlich auf die für die Wildform geeigneten Hygienekonzepte mit Lüften, Masken, und 1,5 Meter Abstand (AHA+L) geachtet wird, mit denen sich die Ausbreitung der ansteckenderen Varianten nicht mehr ausreichend einschränken lässt.
Aus dem Frühsommer 2020 wissen wir, dass sicherer Schulbetrieb mit Abstand und Masken möglich ist, wenn die Inzidenzen in einer Region sehr niedrig sind. Steigen die Inzidenzen in den Altersgruppen der Kinder über 35, gelang es nur in wenigen Ausnahmen die Verbreitung von Corona einzudämmen, fast immer stiegen die Inzidenzen bei geöffneten Schulen anschließend schnell an. In Nürnberg beispielsweise zu Beginn der 2. Welle mit ungeteilten Klassen, so dass die Inzidenz bei Grundschulkindern bis auf 334 anstieg, bei jungen Oberschülern auf bis zu 456 und bei den älteren Oberschülern auf bis zu 501.
Kinder erkranken ebenfalls zum Teil schwer an COVID-19, wenn auch deutlich seltener als Erwachsene. Als Folge einer Infektion beobachten Kinderärztinnen und -ärzte bei Kindern auch PIMS, auf englisch das Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome, also eine Entzündungserkrankung verschiedener Organe bei Kindern, eine ebenfalls seltene aber lebensbedrohliche Erkrankung. Aus England liegen die umfangreichsten Zahlen zu weiteren Folgeerkrankungen vor, die unter dem Begriff LongCovidKids zusammengefasst werden. Bei LongCovidKids treten – vor allem auch bei Kindern die infiziert waren, aber gar keine oder nur sehr wenige Symptome zeigten – eine ganze Reihe von Symptomen auf. Darunter auch Konzentrationsstörungen, Abgeschlagenheit oder schnelle Ermüdungserscheinungen, die von vielen Eltern auch als Folge dem fehlenden Schulbesuch oder allgemein der Pandemie zugeschrieben werden, wenn die COVID-19-Erkrankung gar nicht bekannt wurde. Aus Blutproben von Münchner Kindern konnten Ärzte im Sommer 2020 sehen, dass es bis zu 6-fach mehr Infektionen bei Kindern gab, als in den offiziellen Fallzahlen gemeldet wurden.
Nun in der 3. Welle kamen nach den Weihnachtsferien zuerst die Anschlussklassen der Gymnasien zurück an die bayerischen Schulen. In dieser Altersgruppe gab es nur in der KW6 eine Inzidenz unter 100, danach lag die Inzidenz immer über 100 und stieg in der Spitze in der KW10 auf 241 an. Ob die Osterferien hier eine Entspannung bieten wird sich erst noch zeigen müssen.
Auch bei den Grundschulkindern stiegen die Inzidenzen sofort nach dem Beginn von Präsenzunterricht im Wechselmodel im März 2021 über all in Bayern an. In der 3. Welle sogar oft weitaus stärker als in den älteren Altersgruppen. In Nürnberg steigen die Inzidenzen von 43 in KW 6 auf 215 in KW 10. Erstmals wurde in dieser Woche Kinder intensiv auch in den Schulen getestet. Die Fallzahlen verdoppelten sich dadurch, obwohl nur wenige Eltern ihre Einwilligung zu einem Test gaben. Das massive Testen konnte die Infektionsketten aber nicht wirksam beenden. Die ansteckendere Virusvariante B1.1.7 hatte sich bereits in die Familien verbreitet und nach einer kurzen Entspannung in KW 11 zog die Inzidenz wieder auf 253 in KW13 an. Die höchsten Inzidenz lag damit in KW13 – zugleich die ersten Osterferienwoche – bei den Grundschulkindern, gefolgt von den älteren Oberschülern. Kinder waren, wie es in vielen anderen Ländern ebenfalls so beobachtet wird, wenn dort die Verbreitung von B1.1.7 dominant wurde, überproportional an der Steigerung der Inzidenz in der Stadt Nürnberg beteiligt.
Etwa 10% der Schulkinder, die sich mit Corona infizieren, leiden an Symptomen von LongCovidKids, auch wenn diese Infektion komplett asymptomatisch oder nur sehr milde verlaufen. Wenige Kinder erkranken auch schwer an Covid-19, diese Zahl steigt proportional mit der Anzahl der Infektionen. Kinder mit Vorerkrankungen sind Risikopatienten mit einem erhöhten Risiko, ihnen ist ein sicherer Schulbesuch nur bei sehr niedrigen Inzidenzen möglich.
Der Baustein Schule muss daher in besonderer Weise von der Vorsicht bei möglichen Öffnungen von Schulen geprägt sein. Sicherer Präsenzunterricht ist nach derzeitiger wissenschaftlicher Einschätzung mit B1.1.7 nur bei deutlich geänderten Hygienemaßnahmen möglich. Liegt die Inzidenz in den Schulen über 50 in einer Altersgruppe scheint mit B1.1.7 kein sicherer Präsenzunterricht, selbst bei geteilten Klassen möglich zu sein. Bei hoher Inzidenz sind auch Testkonzepte zur Freitestung von Schulbesuch durch Antigen-Schnelltests nicht erfolgreich, wie man am Beispiel Österreichs sieht, wo trotz verpflichtender Tests für Schüler 3x pro Woche, die Inzidenz bei den Schulkindern immer weiter stieg und sich dieser Anstieg dann in den Altersgruppen der Eltern fortsetzte. Aus diesen Erfahrungen weiß man auch, dass sich Kinder niemals selbst im Klassenverband gleichzeitig selbst testen sollten. Durch das hohe Ansteckungspotential von den Varianten B1.1.7 oder P1 ist das gleichzeitige Abnehmen der Masken durch alle Kinder ohne Entlüftungsanlage oder Luftfilter mit einem hohen Infektionsrisiko verbunden.
Die NoCovid-Strategie möchte die Inzidenz über alle Altersgruppen durch wirksame Maßnahmen so schnell wie möglich senken. Mit niedrigen Inzidenzen unter 10 ist eine sicherer Schulbetrieb in diesen Grünen Zonen wieder unter weitgehend normalen Umständen möglich. Dann ist auch das Risiko für Schulkinder sich mit dem Coronavirus zu infizieren sehr gering. Für Kinder in Quarantäne ist jeweils eine digitale Teilhabe am Präsenzunterricht zu ermöglichen. Eine Möglichkeit, die auch nach Ende der Pandemie für länger erkrankte Kinder, die aber zu Hause am Unterricht teilnehmen könnten, einen großen Nutzen stiften wird.
Inzidenzbasierte Regelungen für sicheren Schulbetrieb unter Berücksichtigung der neuen Coronavirus-Mutationen in einer NoCovid Modellregion
<10
10-35
35-50
50-100
>100
QR-Login am Klassenraum, außer wenn regional 14 Tage kein Fall
chirurgische Masken an Grundschulen, FFP2 Masken an Oberschulen
chirurgische Masken an Grundschulen, FFP2 Masken an Oberschulen
– / –
PCR-Schnelltest (Gurgeltest) 1x pro Woche in der Schule, Verzicht, wenn regional 14 Tage kein Fall
PCR-Schnelltest (Gurgeltest) 1x pro Woche in der Schule
PCR-Schnelltest (Gurgeltest) 2x pro Woche in der Schule
PCR-Schnelltest (Gurgeltest) 2x pro Woche in der Schule und vor der Rückkehr an die Schule
– / –
Antigen-Schnelltest 1xpro Woche zu Hause
Antigen-Schnelltest 2xpro Woche zu Hause
Antigen-Schnelltest 3xpro Woche zu Hause und am Ende der Vorwoche vor Rückkehr an die Schule
Regelmäßige Antigen-Schnelltests zu Hause empfohlen
Lüften nach CO2 Ampel
Lüften nach CO2 Ampel
Erweitertes Lüften nach CO2 Ampel / Luftfilter
Hohe Luftwechselrate und Luftfilter gemäß CDC
– / –
Bei Fall in der Gruppe alle Kinder KP1 mit Quarantäne von 21 Tagen und sofortiger PCR-Kontrolle und Freitestung nach 14 Tagen
Bei Fall in der Gruppe alle Kinder KP1 mit Quarantäne von 21 Tagen und sofortiger PCR-Kontrolle und Freitestung nach 14 Tagen
Bei Fall in der Gruppe alle Kinder KP1 mit Quarantäne von 21 Tagen und sofortiger PCR-Kontrolle und Freitestung nach 14 Tagen
Bei Fall in der Gruppe alle Kinder KP1 mit Quarantäne von 21 Tagen und sofortiger PCR-Kontrolle und Freitestung nach 14 Tagen
– / –
Mit diesen Regelungen kann ein sicherer Schulbetrieb in Grünen Zonen ermöglicht werden. Treten wieder vermehrt Fälle auf, kann durch ein schnell ausgeweitetes verpflichtendes Testkonzept für alle Schülerinnen und Schüler eine Ausweitung der Pandemie über die Schulkinder auf die Gesamtbevölkerung weitgehend verhindert werden.
Änderungen treten unmittelbar nach Überschreiten der Inzidenzgrenzen in Kraft, da nur eine frühe, schnelle und konsequente Umsetzung von Maßnahmen auch eine schnelle Eindämmung und Absenkung der Inzidenz ermöglicht. Um eine Planungssicherheit für die Schulen und Eltern gleichermaßen zu gewährleisten gelten die Regelungen immer zunächst für 14 Tage, bis die Inzidenzgrenzen wieder dauerhaft und verlässlich unterschritten sind.
Die NoCovid-Strategie erfordert eine erhöhte Umsicht durch die Gesundheitsämter bei der Fall- und Kontaktverfolgung, niedrige Inzidenzen können vor allem dann gehalten werden, wenn Infektionsketten konsequent nachverfolgt werden. Schuleingänge an Oberschulen sind daher mit QR-Codes für die Kontaktverfolgungsfunktion der Corona-Warn-App auszustatten, die die Schüler*innen bei Betreten der Klassenräume einscannen können. So können Infektionen von Schüler*innen auch an mögliche Kontaktpersonen im ÖPNV auf den Schulwegen und im Privaten automatisch als Risikobegegnung weitergemeldet werden. Insbesondere kann so der Gefahr durch die weit ansteckenderen neuen Mutanten des Corona-Virus auch an Orten begegnet werden, an denen Kontaktnachverfolgung sehr schwierig ist, da sich die Anwesenden nur zufällig begegnen ohne sich zu kennen.
Die Bildungsungerechtigkeit durch Schulschließungen wird immer wieder für die Notwendigkeit schneller Schulöffnungen auch bei hoher Inzidenz angeführt. Dabei wird meist nicht beachtet, dass insbesondere Schulkinder, die durch ihr Umfeld besonders davon betroffen wären gleichzeitig auch ein besonders hohes Risiko für eine Infektion tragen. Insbesondere beengte Wohnverhältnisse, die eine störungsarme Teilnahme an Distanzunterricht z.B. von mehreren Kindern und mit Eltern im Homeoffice nicht sicher ermöglichen, erhöhen die Gefahr einer Infektion auch innerhalb der Familie. Ängste von Kindern vor einer Ansteckung oder einer Ansteckung von Eltern oder Großeltern sind dann besonders groß.
Die Strategie möglichst schnell durch wirksame Maßnahmen eine sehr niedrige Inzidenz zu erreichen, ist daher für Kinder egal welcher sozialen Schicht oder Altersgruppe gleichzeitig der sicherste Weg zur Rückkehr zu einem geregelten Schulunterricht an der Schule.
Der Weg dahin wird zunächst noch einige Zeit beanspruchen, da die Politik durch zu frühe Rückkehr an die Schulen und weitere Lockerungen den Erfolg des Weihnachtslockdowns zunichte gemacht hat. Es wird daher nötig sein weiter in die Verbesserung von Distanzunterricht zu investieren und z.B. das ausschließliche Anbieten von Arbeitsblättern und Wochenplänen als Schulersatz zu untersagen. Eltern in Bayern sind mit dem angebotenen Distanzunterricht derzeit oft unzufrieden. Es ist daher entscheidend das Kultusminister und Schulämter hier schon in den kommenden Wochen entscheidende Verbesserungen vornehmen. Insbesondere bei hoher Inzidenz über 50, wenn also nur noch Kleingruppen mit ausreichendem Abstand in der Schule zusammenkommen können, erfordert es das Erlernen von Techniken eines kleingruppenbasierten Hybridangebots. Einer Unterrichtsform, die sich an vielen Schulen über das letzte Jahr sehr bewährt hat.
Vor der Rückkehr an die Schule ist allen Kindern zwei Schnelltest nach Hause zu schicken, den sie wenige Tage vor dem geplanten Schulstart und nochmals am Tag des Schulstarts zu Hause selbst durchführen. Dadurch kann die Rückkehr von unerkannt infizierten Schülerinnen und Schülern weitgehend vermieden werden. Ein verpflichtender PCR-Schnelltest (Gurgeltest) an den Schulen sichert die negativen Schnelltestergebnisse auch dort ab, wo der Test gar nicht oder falsch durchgeführt wurde. Diese Tests an Schulen sind obligatorisch und täglich in einem rollierenden System an den Schulen zu wiederholen, so dass Schülerinnen und Schüler je nach Inzidenz 1 oder 2 Mal pro Woche sicher mit PCR-Tests getestet sind. Der Gurgeltest mit einem Pooling-Verfahren ist dafür das bewährteste und bereits an vielen Schulen in Bayern erfolgreich erprobte Testverfahren.
Länder, die sich für die No-COVID-Strategie entschieden haben, stehen heute in jeglicher Hinsicht besser da als Länder, die versuchen, mit dem Virus zu koexistieren und lediglich seine Ausbreitung zu verlangsamen. Die Bilder von großen Konzerten und Festivals ins Australien oder Neuseeland sind aber der Beleg: bei sehr niedrigen Inzidenzen ist ein normales Kulturleben wieder möglich. In Portugal konnte dieser Zustand fast im ganzen Land mit einem wirksamen Lockdown über sechs Wochen erreicht werden.
Wir treten daher ein für und mit den Kulturschaffenden für die NoCovid Modellregion Nürnberg.
Die Kulturszene ist von der Corona-Pandemie besonders betroffen: Theater, Opern, Kinos geschlossen. Konzerte und Festivals abgesagt. Für die, die nicht noch eine zweites Standbein hatte oder aufbauen konnten oder z.B. auf Online-Angebote setzen konnten ist die derzeitige Phase der Pandemie quasi ein Berufsverbot. Während z.B. Arbeiterinnen und Arbeiter in Fabriken mit Hygienekonzepten einfach weiterarbeiten, ist das Öffnen von Kulturräumen mit einigen hundert Besuchern derzeit auch bei besten Hygienekonzepten untersagt, sowie kaum wirtschaftlich.
Die Arbeit in der Kulturbranche ist von der Politik dabei für den epidemiologischen Bevölkerungsschutz als weniger wichtig eingestuft worden als Arbeit in Fabriken oder in den Büros der Verwaltungen oder freien Wirtschaft.
Aus epidemiologischer Sicht bei hoher Inzidenz ist dies auch sehr sinnvoll, denn es gehört zum Wesen dieser Pandemie, dass das Infektionsrisiko besonders hoch ist, wenn Menschen in Innenräumen zusammenkommen und solche Erlebnisse zusammen teilen, also das tun, was oft einen wesentlichen Teil des Kulturgenusses überhaupt ausmacht.
Die Kulturschaffenden haben dabei die sie selbst besonders einschränkenden Maßnahmen der Politik mitgetragen. Auch wenn es an der einen oder anderen Stelle sarkastische Bewerkungen zu den kleinen und großen Logikbrüchen der politischen Strategie gab, stand die gemeinsame gesellschaftliche Herausforderung und der solidarische Schutz von denen, die durch eine Erkrankung besonders schwer getroffen werden könnten, dabei immer im Mittelpunkt. Für die, die mit Ihrer Arbeit Menschen begeistern wollen und Freude verbreiten war dies immer eine Selbstverständlichkeit.
Aber auch die Veranstaltungswirtschaft ist einer der größten wichtiger Wirtschaftszweige. Kulturangebote sind ein wesentliches, auch psychologisch wichtiges und identitätsstiftendes Element in unserer Gesellschaft.
Mit einigen wenigen Modellprojekten sollten nun auch bei hoher Inzidenz ausgewählte Kulturveranstaltungen ermöglicht werden. Dies wird aber, auch das zeigt die Erfahrung, nur vereinzelt, über begrenzte Zeiträume hinweg (bis zur nächsten Verschärfung der Maßnahmen oder bis zum nächsten Superspreaderereignis) und mit stark reduzierten Publikumsobergrenzen stattfinden können.
Die Planungsunsicherheit, sprich das Risiko, dass die Veranstaltung kurzfristig abgesagt werden muss, kommt als weiterer Faktor hinzu, der die Aktivitäten an sich, aber auch die Ticketkäufe im Voraus, hemmt. Solange die Infektionszahlen hoch sind oder es immer wieder neue Infektionswellen gibt, ist ein Kulturbetrieb in einem einigermaßen angemessenen Umfang noch für lange Zeit nicht zu erwarten.
Wir alle hoffen und wünschen, dass Kulturveranstaltungen so schnell wie möglich wieder möglich sein sollen. Diesen Weg erreichen wir mit der Strategie der NoCovid Modellregion Nürnberg. Die NoCovid-Gruppe beschreibt die Chancen dieser Strategie für die Kulturbranche in einem Umsetzungspapier: „Die No-COVID-Strategie bietet gerade für den Kulturbereich drei Chancen: Erstens kann damit insgesamt die Niedriginzidenz erreicht werden, die die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme eines stabilen Kulturbetriebs mit geringen Infektionsschutzmaßnahmen bietet. Zweitens können in kleineren Grünen Zonen erste lokale Kulturveranstaltungen stattfinden, bevor sie etwa auf Ebene der Bundesländer oder gar bundesweit möglich sind. Neben einer dadurch erreichten Signalwirkung, die zur Nachahmung der Grüne-Zonen-Strategie motiviert, können Kulturveranstaltungen drittens auch dadurch selbst zur Bekämpfung der Pandemie beitragen, dass ihre Durchführung an umfassende Testkonzepte gebunden wird und dadurch der Anreiz entsteht, eine größere Anzahl von Menschen zu testen.“
Die also zunächst noch weiter notwendigen Einschränkungen bis zur Erreichung der Niedriginzidenz müssen daher mit einer – der besonderen Bedeutung der Kulturschaffenden gerecht werdenden – Wirtschaftsförderung und unkomplizierten und tatsächlichen Ausfallzahlungen kompensiert werden.
Gleichzeitig müssen sich auch bisher nicht so stark in die Pandemieeindämmung eingebundene Branchen an den Maßnahmen zur Absenkung der Inzidenz beteiligen, wie im Baustein Wirtschaft beschrieben. Nur mit einem auf gemeinsamen und konsequenten Maßnahmen beruhenden wirksamen Lockdown kann trotz sehr hoher Inzidenz eine schnelle Absenkung auf die erforderlichen Werte einer „Grünen Zone“ erreicht werden.
Aber auch vor dem Erreichen der Niedriginzidenzen soll Kultur aller Art in der Stadt / in der Region wieder sichtbarer werden. Denn die Menschen unterstützen weitere Maßnahmen vor allem dann, wenn die Perspektive stimmt, wenn sie wissen für welches Ziel sich sich einsetzen.
Zeigen werden wir das mit dem Auftakttagen „Test & Kultur“ einigen Tagen an denen wir die Bevölkerung und Wirtschaftsunternehmen aufrufen, gezielt und massenhaft Schnelltests anzuwenden. Die Wartezeiten überbrücken jeweils lokale Künstler*innen mit Open-Air-Kurzkonzerten.
Testzentren werden in lokalen Kulturstätten eröffnet, dort wo die Menschen in der Nähe sind. Kulturpatinnen werben für das Testen und die Absenkung von Mobilität und Kontakten in der Bevölkerung, insbesondere auch als lokale Paten für andere Kulturen / in anderen Sprachen, um gezielt dort zu werben, wo klassische öffentliche Kommunikation bisher nicht vordringt. So nutzen wir die Reichweite, Vielfältigkeit und Popularität der Subkulturen in unserer Region.
Mit dem Erreichen von einer Inzidenz unter 50 starten wir mit „Kultur für Kinder“ einen weiteren Baustein, um mit einem sehr sicheren Setting einen Funken Kulturbetrieb zurückzubringen. Immer wieder wird betont, dass Kinder von der Pandemie sehr stark betroffen und beeinträchtigt sind. Wir möchten besonders betroffenen Kindern, deren Eltern mit aller Kraft z.B. im Schichtdienst in der Pflege gearbeitet haben oder deren Eltern selbst schwer an Corona erkrankt sind im Rahmen der Aktion „Kultur für Kinder“ kleine Glücksmomente ermöglichen. Für sie bieten ausgewählte Veranstaltungsorte wie Theater, Kinos, Sportstadien oder vielleicht ein Freizeitpark exklusive Veranstaltungen nur im Kreis von Familie und Freundinnen oder Freunden an. So können Kulturschaffende das tun, was sie am meisten lieben, nämlich große Freude schenken und zugleich auch Hygienekonzepte, Laufwege und andere Schutzmaßnahmen für die Wiedereröffnungen testen.
Ohne eine breite Unterstützung der freien Wirtschaft ist eine erfolgreiche NoCovid-Strategie nicht denkbar. Was in den nächsten Wochen durchaus Einschnitte bedeutet, bestimmt aber entscheidend die Geschwindigkeit bis in unserer Region wieder ein weitgehend normales Wirtschaften möglich sein wird.
Sie sind ein Unternehmen in der Metropolregion Nürnberg? Dann unterstützen Sie NoCovid Modellregion Nürnberg!
Viele Firmen haben seit dem Beginn der ersten Corona-Welle zunächst mit harten Einschnitten zurecht kommen müssen. Viele Mitarbeiter blieben zu Hause, da noch niemand Hygienekonzepte erarbeitet hatte und oft die Voraussetzungen für sicheres Arbeiten noch fehlten. Heute ein Jahr später haben viele Firmen erstaunliches geleistet. Mit umfangreichen Hygienekonzepten ist für viele Kurzarbeit längst wieder Geschichte, die Mobilität der Arbeitenden hat deutlich zugenommen, gerade nach Ende der 2. Welle im Januar haben sich viele wieder sicherer gefühlt und sind zurück an ihre Arbeitsplätze gekommen. Die steigende Mobilität und die Zunahme der Kontaktzahlen führen dabei unweigerlich zu steigenden Fallzahlen, für eine Erfolgreiche Eindämmung der Pandemie wird es daher notwendig sein, nach Ostern Arbeit in Präsenz noch einmal wie schon im Frühjahr 2020 deutlich einzuschränken.
Sehr viele Menschen haben dabei gar keine Wahl, ihre Arbeitsplätze in Gaststätten, Kneipen, Cafes, Hotels, Kinos, Theatern, anderen Kulturstätten und sehr natürlich in sehr vielen Geschäften sind immer noch oder wieder einmal geschlossen.
Für einen wirksamen Lockdown zur Erreichung niedriger Inzidenzen, die all diesen wieder eine Chance auf Arbeit gibt und auch für all die, die derzeit schon ihr Bestes geben und Kontakte seit fast einem Jahr im HomeOffice vermeiden, werden wir also insbesondere dort Unterstützung brauchen, wo immer noch Menschen in Büros, Fabriken, Logistikzentren zusammenkommen.
Firmen sollten allen Verwaltungsmitarbeitern konsequent HomeOffice ermöglichen. Wer derzeit im Büro arbeitet, sollte dies wo immer möglich für die Dauer von 21-28 Tagen nur noch zu Hause tun. Firmen mit Fabrik- oder Industriearbeitern sollten prüfen, ob sie z.B. mit Kurzarbeit oder einem 2- statt 3-Schicht-Betrieb kurzfristig ebenfalls einen Beitrag zur Reduzierung von arbeitsbezogener Mobilität und Kontakten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten können.
Da es mit hohen Fixkosten verbunden ist, große Fabriken zu schließen und später wieder zu öffnen, sollten insbesondere Sektoren mit niedriger Ansteckungsgefahr, z.B. hochautomatisierte Fabriken, und sehr hoher Wertschöpfung pro Beschäftigtem (insbesondere das produzierende Gewerbe) weiter produzieren dürfen. Hierzu müssen die Unternehmen ihre Hygienekonzepte klinischen Hygienestandards anpassen, insbesondere jetzt nochmals mit Blick auf die leichter ansteckenden neuen Virusmutanten wie B1.1.7 oder P1. Zudem sind geeignete Schutzmaßnahmen (z.B. FFP2-Masken; Lüftungstechnik; effiziente Teststrategien inclusive PoolTesting) zu treffen. Daneben müssen Home Office/Mobile Work-Lösungen soweit wie möglich realisiert werden. Zur Fahrt zum Arbeitsplatz sollte möglichst Individualverkehr genutzt werden, damit die Kontakte auf das unvermeidliche Maß reduziert werden.
Unterstützen Sie die NoCovid Modellregion Nürnberg:
Werden Sie Unterstützer der Modellregion mit dem Logo ihrer Firma und zeigen Sie, dass sie den schnellsten Weg raus aus dem exponentiellen Fallwachstum unterstützen.
Machen Sie die Azubis in Ihrer Firma zu NoCovid-Botschafterinnen und -Botschaftern, die gemeinsam mit den Fachexpertinnen und -experten die Möglichkeiten der Maßnahmen zur Unterstützung der Strategie in Ihrer Firma erarbeiten.
Rufen sie als CEO, Vorstand, GF aber auch als Kollegin oder Kollege ihre Mitarbeiter auf, Kontakt und Mobilität soweit wie möglich einzuschränken.
Wenn Sie bereits gute Ideen zur Fallreduktion bei sich umgesetzt haben, berichten sie von diesen Best Practise Konzepten, damit auch andere diese bei sich umsetzen können.
Etablieren Sie eine regelmäßige Teststrategie in Ihrer Firma mit Antigen-Schelltests im Rahmen der NoCovid Public-Health-Screening Teststrategie.
Ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitern wo immer möglich Arbeit im HomeOffice
Werden Sie gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kreativ und erarbeiten Sie Möglichkeiten die Mobilität und Kontakte von möglichst vielen Beschäftigten für die Zeit eines wirksamen Lockdowns auf ein Minimum zu reduzieren.
Gerade jetzt, wo wirksame Maßnahmen der Politik für eine Eindämmung sofort passieren müssten, aber leider von den verantwortlichen Politikerinnen und Politiker nicht beschlossen werden, ist es wichtig, dass sich besonders aus der Wirtschaft Stimmen erheben, die ein entschiedenes Handeln der Politik fordern, unterstützen aber auch selbst umsetzen werden.
Unterstützen Sie daher bitte dringend die NoCovid Modellregion Nürnberg, also die Strategie mit der bisher als einziges zahlreiche Länder auf der Welt den Ausweg aus der Corona-Pandemie finden und dauerhaft schützen konnten.
Auch unsere Modellregion wird beim Senken der Inzidenzen außerordentlich erfolgreich sein, wenn wir es gemeinsam tragen und umsetzen!
In Nürnberg demonstriert die bundesweit als Lobbygruppe für Schulöffnungen während der Pandemie aktive Initiative Familien mit einer Mahnwache. Die Initiatoren forderte gemeinsam mit 50 Eltern und Kindern die Schulen in der Stadt kurzfristig und unabhängig von der Inzidenz wieder zu öffnen.
Hier findet sich en Bericht über die Veranstaltung. https://www.nordbayern.de/region/nuernberg/mahnwache-in-nurnberg-eltern-und-kinder-fur-schuloffnungen-1.10927973
Hier der Aufruf: https://gebnuernberg.de/downloads/pressemitteilung_initiative_familien_20210316.pdf
Dort wird auf Studien verwiesen, die zeigen dass Kinder nicht Treiber der Pandemie seien. Diese Studien sind veraltet. Sie bilden weder die Erkenntnisse, die aus den ersten Testrunden in Bayern jetzt am Beginn der 3. Welle zu beobachten waren ab, noch die aktuell geänderte Lage durch die Virusvarianten B1.1.7 oder P1.
Ich habe mit die zitierte Virenwächter Studie einmal angesehen. Die Münchner LMU hat dazu im Rahmen einer Sentinel-Studie an 10 Kitas und Schulen wöchentlich pro Einrichtung nach dem Zufallsprinzip 20 Kinder und fünf Lehrer*innen bzw. Erzieher*innen mittels PCR-Diagnostik auf das SARS-CoV-2-Virus getestet. In einer ersten 5-wöchigen Testphase vor den Sommerferien konnte dabei keine Infektion mit SARS-CoV-2 festgestellt werden. In der zweiten Testphase mit den 7 Wochen vor den Herbstferien, konnten 2 Infektionen gefunden werden. Das hört sich sehr sicher an und die Autoren schreiben dazu in dieser Stellungnahme: „Da es bei wöchentlicher Stichproben-Testung nur zwei positiv getestete Fälle in der letzten Studienwoche mit hoher Inzidenz in München gab, können wir für den Studienzeitraum ableiten, dass ‚gesunde‘ bzw. asymptomatische Kinder, die in entsprechende Einrichtungen gehen, nicht signifikant zur Verbreitung des neuartigen Coronavirus beitragen, sondern allenfalls die epidemiologische Situation der Gesamtbevölkerung widerspiegeln.“, erklärt Studienleiter Ulrich von Both. „Diese Erkenntnisse gelten allerdings nur bis zu der im Studienzeitraum maximal in München erreichten 7-Tages-Inzidenzrate von 150/100.000. Weitere Untersuchungen halten wir jedoch für sinnvoll, insbesondere vor dem Hintergrund neuer Virusvarianten“, ergänzt Martin Hoch. Im Text der Studie wird allerdings die maximale Inzidenz in der untersuchten Altersgruppe der Kinder mit nur 50 angegeben.
Alles gut und sicher? In München gibt es ca. 66650 Kinder im Altern von 0-4, 56250 Kinder im Alter von 5-9 und 53.350 Kinder im Alter von 10-14. Da die Virenwächterstudie nur Kinder von 0-11 berücksichtigt, sagen wir überschlagsmäßig es gibt 21.350 Kinder im Alter von 10 und 11. Insgesamt versuchte die Studie also Corona-Fälle bei etwa 144.000 Kindern zu finden.
In einer Woche untersuchten die Wissenschaftler von diesen 144.000 Kindern jeweils zufällig 200. Schauen wir jetzt auf die zur Zeit der Studie in München überhaupt gefunden COVID19-Fälle:
In der Tabelle sind die Wochen, in denen Kinder untersucht wurden, lila markiert. In der Spitze wurden bei den 144.000 Kindern in der ersten Phase in einer Woche 27 Fälle gefunden (KW28). Ich nehme der Einfachheit halber an, dass bei den 10-14 Jährigen alle Fälle unter 10 und 11 Jährigen aufgetreten sind. Die Wahrscheinlichkeit dass ich mit einer Stichprobe von 200 in dieser Lage einen Fall finde ist extrem gering, es ist also absolut erwartbar bei dieser Inzidenzlage keinen Fall zu finden.
In der Zweiten Phase der Studie wurden in KW43 max. 120 Fälle unter den Kindern insgesamt in der Stadt gefunden. Auch hier untersuchte man von den 144.000 Kindern 200 und fand nun 2 Infizierte. Wenn ich also 200 Mal in einen Lostopf greife mit 144.000 Losen und nur 120 Gewinnen, dann liegt die Wahrscheinlichkeit dass ich jetzt 1 Gewinn „finde“ bei 15%. Auch hier gilt: Glück gehabt. Berücksichtig man eine Dunkelziffer von etwa 4 zu diesem Zeitpunkt erhöht sich die Wahrscheinlichkeit. Insgesamt ist hier das Ergebnis aufgrund der niedrigen Gesamtfallzahl in der Altersgruppe also weiterhin erwartbar. Mathematisch hätte es auch in dieser auch 0 oder 14 Fälle sein können, die gefunden werden, letzteres natürlich mit einer sehr großen Unwahrscheinlichkeit, aber es wäre eben aus mathematischer Sicht möglich gewesen.
Es ist bei einem solchen Studiendesign also vollkommen erwartbar, dass man eigentlich immer keine Fälle findet. Bei einer so großen Grundmenge und einer so kleinen Stichprobe sind aber seriöse Aussagen über einen sicheren Schulbetrieb nicht zulässig. Nachgewiesen wurde im Grunde nur, dass es keine gewaltige (also 10- bis 20-fache oder noch größere) Dunkelziffer bei Kindern gab.
Wie ich oben zeige, war eine 4- bis 6-fache Dunkelziffer bei Kindern in München möglich, ohne dass über die kleinen 200er Stichproben aus den 144.000 Kindern mehr Fälle gefunden werden müssten. Das die Dunkelziffer in diesem Bereich liegt, hatten Forscher des Helmholtz Zentrum ins München längst mit einer viel geeigneteren Untersuchungsmethode gezeigt, indem sie 12.000 Blutproben von Kindern auf Antikörper untersucht haben und damit zeigen konnten, dass die für den Untersuchungszeitraum vom bayerischen LGL gemeldeten Fallzahlen zu niedrig waren: die tatsächlichen Infektionszahlen lagen 6-mal höher.
Fazit
Mit veralteten Studien aus einer Zeit mit nur geringen Inzidenzen bei Kindern die Forderung abzuleiten, Schulen könnten unabhängig von der Inzidenz geöffnet werden, ist falsch. Schulen sollten immer dann wieder geöffnet werden, wenn für die Kinder keine akute Gefahr mehr für eine Infektion mit dem Coronavirus besteht.
Das ist immer dann auch in voller Klassenstärke mit Masken der Fall, wenn die Inzidenz unter 10 liegt und mit Abstand und Masken bis zu einer Inzidenz von 35. Oberhalb dieser Werte zeigte sich immer eine Fallzunahme, die bei weiterhin geöffneten Schulen schnell zu Inzidenzen von 200 bis 500 in den Altersgruppen der Schulkinder führen konnte.
Mit der Virusvariante B1.1.7 als dominanter Virusform in einem Gebiet war dabei mit dem Beginn der 3. Welle zu beobachten, dass Infektionslinien dann auch in den Altersgruppen der Schulkinder beginnen konnten und über die Familien rasend schnell in weitere, noch nicht durch eine Impfung geschützte Altersgruppen streuten. Daraus ergeben sich nun zusätzliche Anforderungen an eine sichere Beschulung in Präsenz, die das zur Zeit geplante Maßnahmenbündel (Abstand 1,5 Meter, Masken, freiwilliger Test) für die Zeit nach Ostern grundsätzlich in Frage stellt.
Eine gemeinsame Öffnungsstrategie zur Eindämmung der Corona-Pandemie für die Bevölkerung, Wirtschaft und Kultur in der Metropolregion Nürnberg
NoCovid ist eine Öffnungsstrategie für langfristige, sichere Lockerungen, um die Corona-Pandemie schnell zu beenden. Es ist gleichzeitig die einzige erfolgreiche Strategie, die schon viele Länder auf der Welt erfolgreich umgesetzt haben. Wir haben diese Strategie auf die lokale Ebene runtergebrochen, in konkrete Schritte umgesetzt und einen 4-Phasen-Plan erstellt.
Für eine sichere Perspektive muss man auf die große Mehrheit der Wissenschaftler*innen hören und gerade jetzt nicht aufgeben. Seit Monaten halten wir uns an Einschränkungen, Auflagen, meiden Kontakte und geben unser Bestes – immer mit dem Ziel vor Augen, Menschen zu schützen und Corona zurückzudrängen. Wir waren dabei schon einmal erfolgreich, im März 2020, als wir vorgewarnt durch unsere europäischen Nachbarn Italien und Österreich frühzeitig und entschieden auf die 1. Corona-Welle reagierten, das Leben zurückfuhren und mit wenigen Wochen Verzicht einen trotz Pandemie lebenswerten Sommer geschaffen haben. Die Politikwissenschaftlerin
1500 Menschen erkrankten dennoch bis Anfang September allein in Nürnberg und leider starben auch 56 Menschen im Verlauf dieser ersten Welle, dennoch grenzten solch niedrigen Zahlen im internationalen Vergleich fast an ein Wunder.
Heute im April 2021 sieht die Lage anders aus. Deutschland ist nicht mehr „gut durch die Pandemie gekommen“. In Nürnberg sind bereits 5,5% der Gesamtbevölkerung, 29000 Menschen, erkrankt und 870 an Corona verstorben. Die 2. Welle wurde nicht mehr frühzeitig und mit konsequenten Maßnahmen bekämpft, obwohl Wissenschaftler wie Christian Drosten bereits zum Ende der 1. Welle genau auf diese Welle im Herbst hingewiesen und vor ihren Folgen gewarnt hatten. Es wurde abgewartet und auf steigende Fallzahlen immer wieder nur mit kleinen Verschärfungen von Maßnahmen reagiert, bis die Fallverfolgung vielerorts zusammenbrach, eine Kontrolle der Pandemie nicht mehr möglich war.
Jetzt stehen wir vor der 3. Welle. Auch sie wurde von den Wissenschaftler*innen, die sich während dieser Pandemie fast nie geirrt haben, angekündigt. Diese Ankündigungen wurden aber von Politiker*innen, die vor allem darauf hofften mit Lockerungen allen notleidenden Branchen helfen zu können, kaum beachtet. Jetzt ist die Politik gelähmt, scheint handlungsunfähig zu sein und nicht in der Lage die Fehler des erneuten Abwartens zu erkennen und schnell und entschieden zu gegenzusteuern. Auch Bayern hat nach einer ersten entschiedenen Phase des frühzeitigen Handels nun Abwarten und Lockerungen auf der politischen Agenda ohne auf das exponentielle Fallwachstum zu reagieren.
Alle Risikofaktoren für diese Pandemie befinden sich heute nach Ostern im tiefroten Bereich. Wer die Überlastung des Gesundheitswesens, die Triage auf den Intensivstationen und Krankenwagen ohne anfahrbare Krankenhäuser mit noch freien Betten vermeiden will, muss jetzt handeln. Es bleiben nur wenige Tage Zeit.
Die Politik handelt nicht – darum müssen wir handeln! Wir können und wollen nicht darauf warten, dass die Ministerpräsident*innen statt der Bekämpfung der Lockdowns, endlich wirksam die Pandemie bekämpfen.
Wir, der übergroße Teil der Bürger*innen, sind bereit, noch einmal die Maßnahmen zu verstärken. Auch die Wirtschaft in unserer Region ist bereit, noch einmal verschärfte Maßnahmen umzusetzen. Selbst die am stärksten Betroffenen: die Gastronom*innen, die Hotellerie, die Kulturschaffenden, die Ladenbesitzer*innen, die dort gerade freigestellten Angestellten, Arbeiter*innen in Kurzarbeit, Paketboten, die Lehrer*innen, Erzieher*innen oder die Familien, die zu Hause seit Monaten gleichzeitig Job, Homeschooling, Haushalt und manchmal auch noch Angehörigenpflege stemmen – sie alle sind bereit noch einmal für den Schutz Deutschlands und unserer Region vor einer großen Corona-Welle mit hunderttausenden von Erkrankten und tausenden Toten zusammenzustehen.
Denn es gibt einen Ausweg: Hören wir auf die Wissenschaft, schränken wir Mobilität und Kontakte noch einmal für wenige Wochen stark ein. Die Politik hat uns weniger einschneidende Maßnahmen durch ihre Lockerungen und das Zaudern und Abwarten genommen. Aber wir können die 3. Welle noch auf den Ausmaß der 2. Welle begrenzen: Wenn wir jetzt entschieden auf die NoCovid-Strategie setzen.
Nürnberg war die am stärksten von Corona betroffene deutsche Großstadt. Machen wir sie mit dem „NoCovid Modellprojekt Nürnberg“ nun zu der Metropole, die Corona mit voller Kraft entgegen tritt.
Es ist eine Strategie, die nach allem was wir derzeit wissen die Pandemie am ehesten schnell und vor allem nachhaltig kontrollieren kann. Es ist im internationalen Vergleich die einzige Strategie, mit der Länder erfolgreich waren – sei es die Insel Neuseeland, oder ein Land in Europa wie Portugal. Kopieren wir die dort erfolgreichen Maßnahmen und schaffen so eine Grüne Zone in Franken!
In Nürnberg wurde heute eine Online-Petition veröffentlich, die sich für eine Schulöffnung trotz hoher Inzidenz ausspricht und an den Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg gerichtet ist. Eine Mutter macht sich darin Sorgen um die Kinder, ihre Forderung würde das Leid aber nur unnötig verlängern, da mit weiter offenen Schulen auch die Pandemie verlängert wird. Hier meine Antwort:
Sehr geehrte Frau Kvrgic,
Ihre Forderungen an den Nürnberger Oberbürgermeister machen mich doch ein bisschen fassungslos. Diese Pandemie ist für alle belastend, warum wollen Sie sie verlängern?
Zur besseren Übersicht habe ich Ihren Petitionstext meinen Antworten gegenübergestellt.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister König, nachdem mich, wie viele andere Eltern die Hiobsbotschaft erreicht hat würde ich Ihnen gerne ein paar Zeilen dazu sagen.
Sehr geehrte Frau Kvrgic, Ihre Forderungen an den Nürnberger Oberbürgermeister machen mich doch ein bisschen fassungslos. Diese Pandemie ist für alle belastend, warum wollen Sie sie verlängern?
Überall läuft trotz Corona das Leben weiter, in Bus und Bahn fahren täglich hunderte von Menschen gemeinsam durch die Stadt. In Firmen, welche kein Home-Office anbieten könnten, arbeiten die Mitarbeiter munter zusammen. In Friseursalons werden Kunden bedient.
Überall trifft es nicht wirklich. Für Künstler, Gastronomen, Hoteliers, Einzelhändler und viele, viele weitere Menschen läuft in Nürnberg derzeit nichts normal weiter, sie sind durch die Pandemie maximal betroffen und für alle diese müssen wir die Pandemie so schnell wie möglich beenden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitswesens hingegen arbeiten – auch aufgrund unverantwortlicher Forderungen z.B. in Petitionen – an der Grenze des Machbaren und weit über das normale Maß hinaus. Weil sie dies tun, müssen sie oft ihre Kinder in die Notbetreuung schicken, obwohl sie den Schrecken dieser Pandemie, die Erkrankung an COVID-19, aus erster Hand täglich ansehen müssen und wissen, dass sie ihre Kinder nicht in einer Gruppe in Innenräumen zusammenkommen lassen sollten.
Alles läuft, nur unsere Kinder, welche die wahren Helden dieser Pandemie sind, werden vergessen und als letztes berücksichtigt.
Das ist schlicht falsch. Kinder wurden bei allen Lockerungen zuerst berücksichtigt. Vor allen anderen Lockerungen mussten in Nürnberg die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen zurück in die Schulen. Auch die Grundschulen wurden sehr früh – aus Sicht der meisten Experten zu früh – zurück in den Präsenzunterricht geholt.
Heute Schule, morgen nicht. Vorverlegte Weihnachtsferien, gestrichene Faschingsferien. Kein Mittagessen in der Mittagsbetreuung (da fehlendes Konzept), Maske im Unterricht. Kein Sportunterricht uvm..
Genau deshalb gibt es Regelungen, die auf klar kommunizierten Grenzwerten aufbauen und eine Planbarkeit für Familien erzeugen. Jede gefundene Infektion, letzte Woche bei über 80 Kindern, löst Quarantäne für viele Kinder, aber auch Lehrerinnen und Lehrer und Eltern aus. Sie wirbelt Stundenpläne durcheinander und alle leben mit der Angst vor einer möglichen Infektion.
All das haben die Kinder ohne Murren hingenommen, aber irgendwann sind auch die zarten Gefühle der Kinder an ihre Grenzen gestoßen.
Es ist wichtig für Eltern ihren Kindern die richtigen Zusammenhänge klar zu machen. Die Kinder leiden wie alle unter der Pandemie. Kinder verstehen oft offenbar viel besser als Erwachsene, dass es wichtig ist, die Pandemie schnell zu beenden, statt den Eltern durch Betreuung der Kinder – erkauft mit dem Risiko der Ansteckung – weiterhin das Arbeiten zu ermöglichen.
Sie weinen, sind verunsichert, haben kaum noch Struktur im Alltag.
Die größte Trauer und Verunsicherung bei einem Kind tritt ein, wenn ein Familienmitglied an COVID-19 stirbt. Ihnen ist der Maßstab irgendwie verrutscht. In Nürnberg ist bereits je eine oder einer von 638 Einwohnerinnen und Einwohnern COVID-19-bedingt gestorben. Alle schulpflichtigen Kinder in Nürnberg hatten und haben Distanzunterricht und damit eine Struktur im Alltag. Sie haben oft mehr Freiheiten und einige kommen mit dem freien Lernen sogar deutlich besser zurecht, als mit dem durch ständiges Lüften gestörten Präsenzunterricht. Schule bei hoher Inzidenz bedeutet zudem ständige Fälle von Ansteckungen und damit von Quarantäne für eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern.
Viele leiden zu Hause unter Gewalt,
Viele Kinder bei einem hohen Ansteckungsrisiko in die Schule zu schicken, damit einige wenige zu Hause womöglich nicht Gewalt erleben ist keine Abwägung die so sinnvoll ist. Die Nürnberger Schulen haben Angebote entwickelt, um Schülerinnen und Schülern in schwierigen Lagen zu helfen. Sie können Ausweichlernorte oder leere Klassenzimmer nutzen und werden im Zweifelsfall auch in die Notbetreuung genommen. Deutschlandweit gibt es mittlerweile sehr viele gute Konzepte, um Jugendschutz auch während der Pandemie zu gewährleisten.
viele Eltern kommen nicht mit dem Stoff mit, wissen nicht, wie sie den Kindern helfen sollen, ohne ihnen dauerhaft etwas Falsches einzupflanzen.
Beschult werden in Nürnberg weiterhin die Kinder nicht die Eltern. Der Unterricht ist darauf ausgelegt, dass die Kinder ihn schaffen. Wenn Ihr Kind etwas nicht versteht, ermutigen Sie Ihr Kind zu fragen und lösen Sie nicht das Problem für Ihr Kind.
Die Lage ist alarmierend und wir Eltern können nicht mehr tatenlos zusehen. Die Zeit ist gekommen, dass sich jemand für unsere Kinder stark macht. Diese Kinder haben sich diese Situation genauso wenig ausgesucht, wie wir alle. Jeder kämpft um seine Rechte, aber keiner steht für die der Kinder ein.
Das ist a. falsch und b. gar nicht der Punkt. Offene Schulen lösen kein Problem, sondern verlängern bei hoher Ausgangsinzidenz nur die bestehenden Beschränkungen und Maßnahmen, weil dadurch die Fallzahlen steigen. Kinder verstehen das.
Mich interessiert vor allem folgendes: auf welcher Grundlage werden die Schulen in Nürnberg in den Distanzunterricht geschickt?
Grundlage ist die 12. Bayerische Infektionsschutz-maßnahmenverordnung. In ihr ist festgelegt, dass Lockerungen wie es Präsenzunterricht an einer Schule ist, wieder zurückgenommen werden, wenn im jeweiligen Kreis die Inzidenz von 100 überschritten wird. In Nürnberg kann man sich die Lage aber ruhig noch genauer ansehen: In der ersten Welle wurden die Schulen sehr früh geschlossen, die Inzidenzen bei Schulkindern blieben gering. Die erste Welle hatte geringe Todeszahlen und Ansteckungen zu Folge und wir konnten in der Stadt schnell viele Dinge wieder lockern. Ein weltweit beachteter Erfolg in Deutschland. Mit der zweiten Welle gelang das nicht. Die Zahlen sanken erst merklich als mit den Weihnachtsferien die Schulen geschlossen wurden. Alle anderen zuvor in Nürnberg erlassenen Maßnahmen wirkten nicht oder nur sehr wenig. Mit den zu frühen Schulöffnungen im Februar steigen die Inzidenzzahlen, zuerst bei den älteren Oberschülern, dann bei den Grundschulkindern und nun in allen jungen Altersgruppen.
Meine Tochter geht in die 2. Klasse einer Nürnberger Grundschule. Seit dieser Woche wird getestet. Wir haben zugestimmt, weil wir dachten, dass sich dann eben solche Schließungen vermeiden ließen. Wieso wird getestet, wenn das nicht dazu beiträgt, dass die Schulen geöffnet bleiben?
Die Schnelltests an den Nürnberger Schulen sind mehr als schleppend angelaufen. Oft gab es keine Tests, noch öfter hat nur ein kleiner Teil der Eltern überhaupt zugestimmt, der Großteil der Kinder bleibt ungetestet. Darauf kann und darf man keine Schulöffnungsstrategie aufbauen.
Wieso wird bereits ab einem Wert von 100,3 entschieden, dass es wieder in den Distanzunterricht geht?
Entscheidend ist, dass der Grenzwert nur so knapp überschritten wurde, weil nicht alles Fälle rechtzeitig ans RKI gemeldet sind. Die Stadt Nürnberg kennt diese Zahlen als erstes, veröffentlicht die eigenen Zahlen aber nicht. Dennoch wird sie bei einer deutlich steigenden Tendenz, die sie 1-2- Tage früher erkennten kann, nicht gegen diese Regelung handeln.
Ich verstehe, dass es um Planungssicherheit geht, aber 0,3 drüber, ich meine das ist doch fast nichts.
Das RKI hat die Zahlen heute bereits aktualisiert: für Donnerstag, den 11.3. beträgt die Inzidenz nun statt der ursprünglich gemeldeten 90,7 nun 103,0. Für Freitag, den 12.3. statt 100,3 nun 101,5. Alles bei steigender Tendenz bedingt durch fehlende Impfungen, fehlende Tests und die auch für Kinder deutlich ansteckendere, britische Variante B1.1.7. Ganz anders sieht es nochmal aus, wenn man sich die Fallentwicklung in Nürnberg in der Gruppe der Grundschulkinder ansieht: Die Inzidenz in der Altersgruppe der 5 – 9-jährigen lag in der Stadt Nürnberg in der Kalenderwoche KW4 bei 29, in der letzten Woche KW9 bei 100 und in dieser Woche KW10 bereits bei 196, obwohl die Woche noch gar nicht zu Ende ist und weitere Fälle gemeldet werden werden.
Da muss es doch einen Toleranzwert geben für Schulen?
Beim Gesundheitsschutz für Kinder gibt es in guter Tradition keine Toleranz. Nur weil es für die Produktion von Plastik ein bisschen billiger wäre, darf in Kinderspielzeug trotzdem nicht ein bisschen Dioxin enthalten sein. Das gilt daher zurecht auch für das Infektionsrisiko mit Corona.
Wieso wurden Leihgeräte versprochen, diese aber noch nicht an unserer Schule zur Verfügung stehen?
An den Schulen meiner Kinder in Nürnberg konnte man Anträge für Leihgeräte stellen und hat dann auch Geräte erhalten. Die Schulleitung Ihrer Schule wird Ihnen im Zweifelsfall weiterhelfen.
Wir Eltern sind müde, kraftlos und ausgelaugt. Die Zündschnur ist bei allen kurz. Was wiederum zu schlechter Laune im ganzen Haus führt und alle, besonders aber die Kinder darunter leiden. Als Vollzeitarbeitende Mutter mit zwei Kindern ist es schwierig alles unter einen Hut zu bekommen.
Das mag bei Ihnen so sein, aber es wird nicht durch planlose Schulöffnungen bei hoher Inzidenz gelöst. Bleiben die Schulen offen, verlängert das die Notwenigkeit der Maßnahmen und die Belastung für alle. Kinder, die dann die Schulen besuchen leiden unter der Angst, ihre Eltern oder Großeltern anzustecken. Trägt eine Kind die Infektion tatsächlich nach Hause und stirbt ein Elternteil, ist dies eine schreckliche Belastung für ein Kind, die mit allen von Ihnen vorgetragenen Leiden oder Langzeitfolgen nicht zu vergleichen ist.
Natürlich gibt es den Anspruch auf Notbetreuung in der Schule, aber was wird da schon gemacht? Die Kinder arbeiten stur ihren Wochenplan ab und bekommen wenig Hilfestellung, weil die vorhandenen Lehrer sich nicht dreiteilen können. Dabei lernen sie leider nichts.
Die Politik hat sich entschieden, eine Notbetreuung anzubieten. Zunächst nur damit Eltern aus systemkritischen Berufen, die pandemiebedingt arbeiten müssen, dies auch tun können. Später wurde dies ausgeweitet darauf, dass möglichst alle Eltern arbeiten können. Diese Priorisierung der Arbeitskraft der Eltern über den Gesundheitsschutz für die Kinder ist natürlich falsch, aber die Schulen müssen diese Notbetreuung so leisten.
Das könnte man mal eine Woche machen, aber wir reden hier von Wochen im Distanzunterricht.
Der überwiegende Teil der Eltern mit denen ich spreche, findet, dass die Kinder mit dem Distanzunterricht gut zurechtkommen, auch die Rückmeldungen der Schulen war eher, dass sie sich den mittlerweile eingespielten Distanzunterricht bis Ostern gewünscht hätten. Besonders das Hin- und Her, dass die Politik nun veranstaltet, weil Freie Wähler, wirtschaftsnahe angebliche Elternvertretungen, FDP und AfD einen großen Druck zur Lockerung der Maßnahmen aufgebaut haben, obwohl immer noch nur ein kleiner Teil der Bevölkerung diese Lockerungen richtig findet, ist für die Situation an den Schulen sehr schwierig.
Das ist auch ein zweischneidiges Schwert, zum einen dürfen alle Kinder in die Notbetreuung, wenn die Eltern arbeiten (90% tun das) aber normal in die Schule geht nicht. Was wäre denn, wenn alle Kinder in der Notbetreuung wären? Dann hätten wir doch auch fast volle Klassenzimmer. Diese Logik muss man auch erstmal verstehen.
Wie schon beschrieben dürfen viele Eltern, weit mehr als 10%, derzeit gar nicht arbeiten. Es wäre unsolidarisch und verantwortungslos, dass eigene „Besser-Arbeiten-Können“ zum einen über das Wohl der Bevölkerung und zum anderen über den Gesundheitsschutz für die Kinder zu stellen.
Viele können derzeit aber pandemiebedingt gar nicht arbeiten und für alle ist eine schnelles Ende der Pandemie am Ende besser, als jetzt zwei Wochen Präsenzunterricht, die ohne Not eine große dritte Corona-Welle noch befeuern.
Ich bitte Sie eindringlich, sich wirklich ernsthaft Gedanken über die Langzeitfolgen zu machen und an erster Stelle an die Kinder zu denken.
Es ist üblich immer erst eine akute Gesundheitsgefahr, hier also die Ansteckung von ungeimpften Kindern, Eltern und Großeltern mit COVID-19 abzuwehren, bevor man sich um sehr viel abstraktere Langzeitschäden kümmert. Es gibt derzeit kaum belastbare Evidenz für immer wieder schwammig benannte „Langzeitfolgen“. Auf sehr historischen Daten wird angenommen, dass Schulausfall zu niedrigeren Einkommen im späteren Leben führen kann. Es gibt aber derzeit keinen Schulausfall, sondern Distanzunterricht, vermutlich geht diese Rechnung also gar nicht auf. Die Länder in Europa haben zum Beispiel sehr unterschiedliche Schulferientage pro Jahr von 57 bis 102. Bisher gab es keine Forderung, dass man die Ferien in Deutschland verkürzen müsse, da Kinder in anderen Ländern mit mehr Schule viel bessere Chancen hätten. Wer an erster Stelle an die Kinder denkt tut folgendes:
die verhindert, dass sich Kinder infizieren und lässt sie bei hoher Inzidenz daher nicht in großen Gruppen in Innenräumen für einen Schultag zusammenkommen.
die möchte die Pandemie so schnell wie möglich beenden, nutz Distanzunterricht also, um effizient Mobilität und Kontakte in der Bevölkerung zu reduzieren
die hört auf die Wissenschaft, die Lockerungen erst unterhalb einer Inzidenz von 35 für sinnvoll hält
Denken Sie flexibler zu Gunsten der Kinder, jeder Tag, den sie in der Schule verbringen ist ein gut investierter Tag
Vielleicht haben sie diese Zusammenhänge bisher nicht erkannt, aber in einer Pandemie ist das einfach nicht richtig. Jede Maßnahme, die hilft die Pandemie zu beenden, also die Ansteckungen so weit zu reduzieren, dass sich das Fallwachstum nicht vergrößert, muss konsequent und vor allem früh ergriffen werden.
Bitte sehen Sie nicht tatenlos zu, wie diese Maßnahmen unsere Kinder zerstören.
Das ist zum Schluss noch einmal grober, verantwortungsloser Unsinn. Nicht die Maßnahmen zerstören Kinder, sondern eine planlose Schulöffnung zerstört den Erfolg, den wir bereits erreicht hatten.
Öffnet man jetzt am Beginn der dritten Welle wie gefordert die Schulen, werden auch dadurch unweigerlich die Fallzahlen steigen, Menschen in Krankenhäusern behandelt werden müssen und sterben und Kinder an LongCovid erkranken.
Darum kann ich Ihre Petition so nicht unterstützen, denn offene Schulen würden im Augenblick die Pandemielage verschlechtern und uns weitere Monate in wie auch immer gearteten Lockdowns bescheren. Also genau die Freiheiten, die wir uns schon jetzt für die Kinder wünschen in weite Ferne rücken.
Die Corona-Pandemie in Nürnberg von März bis August 2020
Meldungen, Berichte und Falldaten über die Entwicklung der Corona-Pandemie in Nürnberg subjektiv zusammenkopiert von Thomas Pettinger.
Am 1. März 2020 gab es die erste Fallmeldung zu einer mit dem Coronavirus infizierten Bürgerin in der Stadt Nürnberg.
Es handelte sich um die Ehefrau eines zuvor während einer Geschäftsreise in Karlsruhe behandelten Mannes. Auch die Kinder der Familie zeigten Symptome, daher wurden die Ehefrau, die Kinder und auch die Schwiegermutter im Klinikum Nürnberg aufgenommen und dort auf der Isolierstation betreut. In Bayern war man auf das Auftreten von neuen Coronavirus-Fällen zu diesem Zeitpunkt bereits vorbereitet, da man auf Erfahrungen mit den ersten Fällen in Deutschland bei der Firma webasto zurückgreifen konnte. Das Corona-Virus wurde damals noch oft als „das unbekannte, neue Virus“ bezeichnet. Insbesondere in den Medien hielt sich diese Formulierung in verschiedenen Variationen noch lange. Am 23. Februar hatte das Bayrische Gesundheitsministerium in einer Stellungnahme geschrieben: „Gegenwärtig gibt es jedoch keinen Anhalt für eine anhaltende Viruszirkulation in Deutschland, so dass die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland laut RKI aktuell gering einzuschätzen ist.“ Die ersten Fälle traten noch lokal auf, Ende Februar gibt es Coronavirus Infektionen schon im ganzen Land. Betroffen sind geschäftliche Kontakte mit Italien und nun nach den Faschingsferien immer mehr Reiserückkehrer aus den „Risikogebieten“, insbesondere Italien.
Wie wir heute wissen war insbesondere der Ski-Tourismus in Österreich für die Ausbreitung des Coronavirus in Bayern verantwortlich. Der erste Fall aus Südtirol wurde am 24. Februar gemeldet, die ersten beiden Fälle aus Tirol am 25. Februar. Zu diesem Zeitpunkt war Italien bereits als „Risikogebiet“ klassifiziert. Viele Nürnberger Familien waren in den Winterferien vom 24.02. bis 28.02. in Österreich oder Italien in den Skiferien. Dort war der Betrieb meist trotz bekanntgewordenen Infektionen einfach normal aufrecht gehalten worden.
Bayerns Gesundheitsministerium hat aus Anlass des Endes der Faschingsferien im Freistaat Italienurlauber zu besonderer Vorsicht wegen der Coronavirus-Erkrankungen aufgefordert. Feriengäste, die nach ihrem Urlaub einen begründeten Verdacht auf eine Infektion hätten, sollten sich telefonisch an ihren Hausarzt wenden, teilte das Ministerium mit.
Ein begründeter Verdachtsfall bestehe bei Menschen, die Symptome haben und sich vorher in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Als Risikogebiet stuft das Robert-Koch-Institut die Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien ein. „Wer in Italien mit einem Coronavirus-Erkrankten persönlichen Kontakt hatte, sollte sich umgehend an sein Gesundheitsamt wenden“, betonte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU).
Das bayerische Kultusministerium hatte am 29. Februar in Abstimmung mit dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege sowie dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit einen Leitfaden für bayerische Schulen veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem, zum Schulbeginn sollten Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten – unabhängig von ihren Symptomen – unnötige Kontakte vermeiden und möglichst zu Hause bleiben. Die Schule sei zu informieren, das Fernbleiben vom Unterricht gelte unter diesen Voraussetzungen als entschuldigt. Für Schülerinnen und Schüler, die sich in keinem Risikogebiet aufgehalten haben, galt weiterhin die Schulpflicht.
Zwar gib es bereits die Möglichkeit sich auf das Virus Sars-Cov-2 testen zu lassen. Allerdings galten dabei strenge Regeln: getestet wurde nur, wer mit einer bereits bekannten positiv getesteten Person in Kontakt war und auch entsprechende Symptome zeigte. Diese Regelung war zunächst so auch notwendig, da es nur eine geringe Testkapazität gab und eine Testung von allen, die respiratorische Symptome zeigten, gar nicht möglich gewesen wäre.
Die FAU, die Uni Erlangen-Nürnberg verbot am 28. Februar alle Dienstreisen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Risikogebiete. Reiserückkehrer oder Eingereiste, die ein gewisses Risiko einer Infektion erfüllten, wurden dementsprechend freigestellt oder mussten zunächst im Homeoffice arbeiten. Entsprechende Studierende wurden von Lehrveranstaltungen ausgeschlossen, es war allerdings auch vorlesungsfreie Zeit.
Die Messe Nürnberg reagierte auf die ersten Infektionszahlen und sagte die beiden Messen „Fensterbau Frontale“ und „Holz-Handwerk“ vom 18. Bis 21. März 2020 ab.
Am 28. Februar wurde in Karlsruhe bei einem Nürnberger Pastor eine COVID19-Infektion festgestellt. Wo sich der Nürnberger infiziert hatte konnte nicht geklärt werden, wie so oft ging man in Nürnberg erstmal von der positiv denkbarsten Möglichkeit aus, nämlich davon, dass die Infektion nicht in Nürnberg stattgefunden habe, da der Pastor viel beruflich unterwegs war. Allerdings zeigten dann seine Frau und auch die Kinder entsprechende Symptome, während bei der Frau die Infektion nachgewiesen werden konnte, gelang die bei den beiden Kindern nicht. Auch die Schwiegermutter der Familie wurde negativ getestet. Die Ecclesia Church, in der der Mann aktiv war, kündigte in der Folge an, alle Veranstaltungen bis zum 6. März 2020 abzusagen.
Damit begann am 1. März die weltweite Pandemie auch in Nürnberg.
Am 4. März werden die nächsten beiden COVID19-Infektionen vom Gesundheitsamt der Stadt gemeldet. Die Gesamtzahl steigt auf 3. Beide Fälle stehen in Zusammenhang mit Reisen: eine Frau kam aus Piemont in Norditalien zurück, sowie ein Reisender, der aus Südtirol in die Stadt zurückkehrte. Beide wurden mit ihrer Familie mit Kindern unter Quarantäne gestellt und die weiteren Kontakte ermittelt.
Die ersten Fälle gibt es nun aber auch in ganz Franken: Ein Hautarzt in Erlangen, am 2. März wurde eine Frau aus Schwabach nach einer Reise nach Teneriffa positiv getestet.
Die Kontaktverfolgung funktioniert zu diesem Zeitpunkt noch sehr gut, sie ist die entscheidende Maßnahme zur Eindämmung der Verbreitung von SARS-CoV-2 zu Beginn der 1. Welle. Eine enge Bekannte der Reiserückkehrerin aus Piemont wird als 4. Fall in Nürnberg bestätigt. Umwelt- und Gesundheitsreferent Peter Pluschke teilte mit, dass alle Erkrankten nur leichte Symptome zeigen und man mit den Kontaktpersonen in Kontakt stehe, unterschieden wurden „enge“ Kontakte, die in häuslicher Quarantäne gehen mussten und „weitere Kontakte“ mit denen das Gesundheitsamt nur in Kontakt stehe. „Wir haben es mit Menschen zu tun, die außerordentlich verantwortungsvoll mit der Situation umgehen“, so Pluschke. Am gleichen Tag wurde auch erstmals ein Hort in Nürnberg geschlossen, den das Kind einer der Infizierten besucht hatte.
Die Pandemie steckt noch in den Kinderschuhen: Der BR meldet am 5. März „73 Corona-Virus-Fälle in Bayern in einer Woche“. Dass es im Januar 2021 einmal fast zehnmal so viele Fälle allein in Nürnberg an einem einzigen Tag geben wird ahnt noch niemand.
Am gleichen Tag schießen in Nürnberg die Grundschule St. Johannis und das Labenwolf-Gymnasium, da dort jeweils ein erkranktes Kind die Schule besucht hat. In den Apotheken sind Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel ausverkauft. Nachschub aus China wird nicht mehr geliefert. Auch in den Krankenhäusern wird klar, das persönliche Schutzausrüstung knapp werden wird.
Die Kommunalwahl am 15. März wirft ihren Schatten voraus, es wird eine sehr hohe Zahl von Briefwahlanträgen gestellt, allein in Nürnberg 90.000, was etwa 23% der Wahlberechtigten entspricht. Die Wahl soll aber unter allen Umständen auch in Präsenz stattfinden.
Am 10. März teilt der DFB mit, dass er das Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am 31. März in Nürnberg gegen Italien wegen der Ausbreitung des Coronavirus ohne Zuschauer ausgetragen werde.
Am 13. März informiert der 1. FC Nürnberg über ein erstes positives Testergebnis nachdem man Tests durchgeführt habe, weil es im Umfeld des Zweitligaspiels gegen Hannover 96 dort einen positiven Fall gegeben habe. Am Abend sagt der DFB das Spiel der Nationalmannschaft in Nürnberg ab.
Am 14. März schließt die Nürnberg Kaiserburg, nachdem die Bayerische Schlösserverwaltung bekanntgegeben hat, dass sie alle ihre Sehenswürdigkeiten schließt. Es ist auch der Tag eines der großen Kommunikationsdesaster der Bundesregierung: Das Bundesgesundheitsministerium hat die Bevölkerung vor Falschnachrichten und Panikmache angesichts der Corona-Krise gewarnt. „Achtung Fake News“, schrieb das Ministerium am Samstag auf Twitter. „Es wird behauptet und rasch verbreitet, das Bundesministerium für Gesundheit/die Bundesregierung würde bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT! Bitte helfen Sie mit, ihre Verbreitung zu stoppen.“ Eine Mitteilung mit nur sehr kurzer Halbwertszeit.
Für Bayern kündigt Markus Söder noch am Sonntag abend an, ab Montag den 16. März den Katastrophenfall auszurufen. Am Montag, den 16.03.2020 schließt das Land auch alle Schulen. Die Kinder hätten aber keine Ferien, betont Kultusminister Piazolo. Lehrerinnen und Lehrer beginnen also den Schülern Unterlagen für das Lernen zu Hause zuzusenden. Digitale Bildungsangebote sind Mangelware, dort wo es Systeme gibt, brechen diese unter der Last zusammen.
Die Kommunalwahl in Nürnberg muss in eine zweite Runde, es kommt zur Stichwahl zwischen Thorsten Brehm und Marcus König. Bei den Stichwahlen der bayerischen Kommunalwahlen gab es wegen der Ausbreitung des Coronavirus keine Wahllokale. Es konnte nur per Briefwahl abgestimmt werden. Für den OB Kandidaten der CSU hat der Besuch einer Wahlparty am 15. März unangenehme Folgen. In der heißen Phase zur Stichwahl musste er sich in Quarantäne begeben, nachdem König erfahren hatte, dass er mit einer Person engeren Kontakt hatte, die positiv auf das Coronavirus getestet wurde.
Bayern erlässt einige zusätzliche Regelungen: Supermärkte, Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Apotheken, Tankstellen, Banken und einige weitere Geschäfte dürfen werktags bis 22.00 Uhr öffnen und auch sonntags geöffnet haben, dann bis 18.00 Uhr. Eine Möglichkeit die der Handel allerdings nicht nutzt.
Restaurants und Betriebskantinen in Bayern dürfen nur noch von 6.00 bis 15.00 Uhr öffnen und maximal 30 Gäste gleichzeitig bewirten.
Weitere Regelungen: Besuche in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Altenheimen, Behinderteneinrichtungen in Bayern werden stark eingeschränkt. Veranstaltungen über 100 TN werden anzeigepflichtig und sollen möglichst abgesagt werden.
Auch in Kindertagesstätten, Kindertagespflege, Krippen, Horten für 5 Wochen Betretungsverbote. Notgruppen für Alleinerziehende in systemkritischen Berufen bilden die einzige Ausnahme.
Das große Thema in dieser frühen ersten Phase ist, Infizierte überhaupt zu erkennen. Testmöglichkeiten sind noch sehr eingeschränkt, das RKI empfiehlt daher nur Patientinnen und Patienten mit sehr starken Symptomen überhaupt zu testen. Ärzte haben zum Teil gar keine Testmöglichkeit, die große Welle der Ski-Rückkehrer wird so nicht erkannt und führt zu immer weiteren Infektionen und einem Anstieg der Fälle in ganz Bayern.
Diese sehr restriktive Auslegung der Personen, die überhaupt getestet werden, ist eines der großen Probleme bei der Eindämmung dieser ersten Corona-Welle.
Gleichzeitig kämpft man mit der Beschaffung von tauglichen Masken. Da es zu wenige davon schon für das medizinische Personal gibt, wird gleich der ganzen Bevölkerung empfohlen keine Masken zu tragen. Zum Teil wird sogar versucht dies wissenschaftlich zu begründen. Hinweise auf eine sehr große Wirksamkeit schon von einfachen OP-Masken im Asiatischen Raum werden durch eine Diskussion ersetzt, ob ein Laie eine Maske überhaupt so tragen und nutzen kann und ob er dadurch nicht sogar mehr gefährdet wird, als wenn er keine trüge.
Das Testmanagement in Bayern ist so schlecht, dass man anhand der in den Landkreisen nachgewiesenen COVID19-Fälle die Landesgrenze zu Baden-Württemberg erkennen kann, wo schon deutlich mehr getestet wird.
In ganz Deutschland betragen die Testkapazitäten erst nur etwa 300.000 Tests pro Woche, später 500.000, Ende des Jahres können dann 1.780.000 Test durchgeführt werden, Heute fast 2 Millionen.
Am 19. März In Bayern teilt Markus Söder in einer Regierungserklärung mit, dass nun täglich 2700 Tests auf #COVID19 durchgeführt werden können. Die Testkapazitäten werden weiter ausgeweitet. Er sagt auch: „Wer Symptome hat, soll getestet werden.“ In der Praxis klappt das in Nürnberg nicht.
Rechnerisch steht der KVB damit je Landkreis und kreisfreier Stadt daher 15 bis etwa 30 Tests pro Tag zur Verfügung. Damit war rein mathematisch ein exponentielles Wachstum der COVID19 Fälle in Bayern nicht nachweisbar.
Trotz der Pandemie herrscht das Motto „Kein Dienst ist am Wochenende“ in Bayern vor. Am Wochenende werden weder neue Zahlen durch die Stadt Nürnberg gemeldet, noch können sich Menschen mit Symptomen testen lassen, der Katastrophenfall ist am heiligen Sonntag einfach nicht so wichtig. Kritik daran wird zwar geäußert, aber da ja auch Hausärzte geschlossen sind, Labore keine Tests auswerten, könne man da nichts tun.
Am 22. März stelle ich dazu diese Fragen:
„Die Stadt Nürnberg ist eine Region mit COVID19-Fällen. Das RKI empfiehlt bei akuten respiratorischen Symptomen eine diagnostische Abklärung mit einem Test. Handeln Ihre Mitarbeiter an der Hotline der Stadt nach diesen Vorgaben? Warum nicht?
Wo gibt es in Nürnberg die Möglichkeit sich zu testen, z.B. eine Teststation als Drive In? Wieviele Tests werden in Nürnberg täglich gemacht? Warum so wenige? Wie viele Intensivbetten stehen in Nürnberg zur Verfügung? Wo und an welchen Kliniken werden noch elektive OPs gemacht?
Welche Informationen gibt Nürnberg an medizinische Einrichtungen, Kliniken, niedergelassene Fach- und Hausarztpraxen, Rehazentren? Welche Schutzausrüstung wird den Mitarbeiterinnen empfohlen? Wo kann diese bezogen werden?
Gibt es eine Planung in Nürnberg zusätzliche Bettenkapazitäten für COVID19 in außerklinischen Gebäuden zu schaffen? Wie werden solche Kapazitäten IT-technisch verwaltet? Gibt es Systeme, um zusätzliches externes Personal und freiwillige Hilfskräfte zu erfassen/zu verwalten?“
Es macht alles in allem nicht den Eindruck, als habe man Tests im Griff, als gäbe es einen Plan in Nürnberg und wenn es einen gäbe, als wäre man gewillt über diesen transparent zu kommunizieren.
Vieles ist in der Stadt zu diesem Zeitpunkt ungeklärt. Ein aktives Management der Pandemie würde z.B. den Betrieb einer Teststation bedeuten, und eine Umplanung des Krankenhausbetriebs. Damit wartete man in Nürnberg aber noch. „Abwarten“ wird zu einer unrühmlichen Tradition der Stadt Nürnberg in der Pandemie.
Eine erste Bayerische Verordnung über eine vorläufige Ausgangsbeschränkung anlässlich der Corona-Pandemie wird am 24. März veröffentlicht. Sie enthält die Regelung, dass das Haus nur noch aus triftigem Grund verlassen werden darf.
In der Stadt stehen derzeit Schilder die auf das Abstandsgebot hinweisen:
Das klappt überwiegend sehr gut, auch bei Sonnenschein gehen die Menschen nicht in Scharen vor die Tür, die Polizei kontrolliert z.B. im Wiesengrund.
Die Stadt Fürth errichtet die erste sogenannte Drive-Through-Station für die Tests von Corona-Verdachtsfällen in der Region. Bei der Durchfahrtsstation sollten nur Menschen mit dem Auto vorfahren, die vom Hausarzt, dem Gesundheitsamt oder dem ärztlichen Bereitschaftsdienst der KVB eine entsprechende Überweisung bekommen hatten du aus dem Landkreis oder der Stadt Fürth kommen. Die Stadt Fürth wies extra darauf hin, dass keinesfalls jemand auf eigene Faust oder gar zu Fuß vorbeikommen solle. Begonnen haben die Tests dort am 26. März. https://www.nordbayern.de/region/fuerth/drive-through-in-furth-corona-test-durchs-autofenster-1.9969519?searched=true
Am 25. März melde ich zum ersten Mal Zahlen auf Twitter zur Situation in der Stadt noch ganz ohne Grafik, die ich hiermit nachreiche:
Schon damals berichte ich auch über eine recht simple und wichtige wissenschaftliche Erkenntnis: Es geht nicht mehr nur um das Abflachen der Kurve. Wissenschaftler sagen: Es darf gar keine Kurve mehr geben. Das ist die Strategie, die heute unter NoCovid zusammengefasst wird, mit dem Ziel, dass wir Zahlen mit einer Inzidenz unter 10 erreichen, wie wir es im Sommer 2020 in Nürnberg bereits geschafft hatten.
In Nürnberg steigen die Fallzahlen jetzt exponentiell. Der Anstieg führt zu ersten Hilfsangeboten: Von der Stadt z.B. wird ein Youtube-Channel für Kunst- und Kulturschaffende in Leben gerufen. In den Stadtteilen werden Hilfs- und Bringdienste für Betroffene oder sehr stark gefährdete Menschen angeboten. Es hängen Zettel mit Telefonnummer von solchen Nachbarschaftshilfen an den Hauseingangstüren.
Am Nürnberger Flughafen landet am 25. März nur ein einziges Flugzeug von wizzair. Für das Personal hat der Flughafen ab 1.4.2020 Kurzarbeit angemeldet.
Am 26. März werden Fälle aus dem Landkreis Fürth gemeldet, dort sind Pflegeheime betroffen: „Neue Corona-Fälle im Landkreis Fürth betreffen zwei #Pflegeheime in Roßtal und Langenzenn. Es handelt sich bei den positiv getesteten Personen in Roßtal um Pflegepersonal und um Bewohner. Vier Bewohner aus der Roßtaler Einrichtung wurden mittlerweile im Klinikum aufgenommen. Und leider muss man lernen, dass die Fälle in Pflegeheimen immer schnell auch die ersten Todesfälle bei Corona zur Folge haben.“
Auch in Nürnberg wird am 26. März der erste Todesfall gemeldet. Die Testzahlen steigen an diesem Tag um 43 Fälle, da eine mobile Teststation für den Mittwoch eingerichtet wurde. Daran sah man, wie sehr die Verfügbarkeit von Testmöglichkeiten darüber entschieden hat, ob Fälle überhaupt festgestellt wurden. In den Folgetagen ging die Zahl der positiven Tests sofort wieder zurück.
Erst jetzt, Ende März wird aufgedeckt, wie sehr der Ski-Tourismus in Österreich zur Verbreitung des Corona-Virus beigetragen hat. Aber auch bei diesen Auswertungen fällt auf, dass in Bayern durch niedrige Testzahlen davon nicht viel nachgewiesen werden konnte. Die Menschen waren natürlich trotzdem krank und steckten jetzt – auch in Nürnberg – immer mehr Menschen an.
Nürnberg bekommt am 29. März auch Gewissheit über einen Machtwechsel: Neuer OB wird Marcus König von der CSU. Diese regiert weiterhin – aber nun federführend – gemeinsam mit SPD.
Eine Strategie für den Schutz von Alten- und Pflegeheimen fehlt, schon jetzt Ende März 2020 spricht aus wissenschaftlicher Sicht alles eindeutig dafür, konsequenter und proaktiv als Stadt oder Landkreis in jedem Pflege- oder Altenheim zu testen. So könne man verhindern, dass man Fälle erst zwei Tage vor Versterben der Patientinnen aufdecken kann. Insbesondere die Rolle der asymptomatisch Infizierten, die ohne es selbst zu wissen dennoch sehr ansteckend sein können, ist in der Wissenschaft zwar bekannt, spielt aber in der politischen Diskussion zur Pandemiebekämpfung noch keine Rolle. Würde man dies Diskutieren, würde auffallen, dass für effizienten Schutz Masken und Testkapazitäten fehlen.
Die WHO leistet sich einen schweren Fehler, indem Sie vor der Nutzung von Masken als Schutz für nicht Infizierte warnt. Österreich führt eine Maskenpflicht in Supermärkten ein. Am 31. März schließt Markus Söder im ARD Morgenmagazin eine Maskenpflicht aus. „Das Wichtigste im Moment ist, dass wir den Mindestabstand einhalten“, sagte Söder. Jedoch würden mehr hochwertige Masken für das medizinische Personal benötigt. Bevor über eine Pflicht nachgedacht werden könne, müsse deswegen zuerst die Beschaffung gesichert sein, etwa mittels einer nationale Notfallproduktion. Söder plädiert stattdessen die „Containment“-Strategie, die Eindämmung des Virus, zu verfolgen. Infektionswege sollen nachgespürt werden, auch mithilfe von freiwilligen Corona-Apps, die Bewegungsprofile der Handynutzer erstellen, wie der Bayerische Rundfunk berichtet.
Am Samstag den 4. April wird in Nürnberg erstmals die Inzidenz von 35 überschritten. Das spielt aber im Frühjahr 2020 noch gar keine Rolle.
Als gefährlich wird das Überschreiten der Inzidenz von 50 angesehen. Hat eine Land oder eine Region diese Grenze überschritten zählt es als Risikogebiet, das vom RKI dann nach einigen Tagen auch offiziell als solches ausgewiesen wird. Hat man sich in einem solchen Risikogebiet aufgehalten, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man anschließend auch bei leichten Symptomen auf SARS-CoV-2 getestet wird.
Um Tests in Arztpraxen sicher durchführen zu können benötigen die Ärztinnen und Ärzte persönliche Schutzausrüstung, die aber deutschlandweit ausverkauft ist. Es kommt zu einer staatlichen Verteilung von Schutzmaterial. Das, was in Nürnberg dann über die KVB ausgegeben wird, reicht in einer ambulanten Praxis für etwa eine Woche.
Die Fallzahlen in der Region steigen nun immer rascher. Insbesondere in den umliegenden Landkreisen, was auf den ersten Blick erstaunt, da es der Virus in einem Flächenlandkreis schwieriger haben muss, als in einer Stadt. Die Fallzahlen spiegeln dies aber nicht wieder. Sie werden durch Fälle in Alten- und Pflegeheimen verzerrt. Dort wird nach dem Auftreten eines Falles immer sehr intensiv getestet. Der Landkreis Nürnberger Land und der Landkreis Fürth haben einige solcher Cluster. Beispielsweise in einem AWO-Seniorenheim in Langenzenn: 113 Bewohnerinnen und Bewohner sind dort positiv getestet worden, dazu kommen noch 30 infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darum werden in den Landkreisen zu dieser Zeit im Vergleich zu den Städten mehr Menschen positiv getestet. Die Stadt Nürnberg hat in dieser ersten Welle dagegen Glück, es treten wenige Fälle in Pflegeheimen auf, die Zahlen bleiben daher niedriger.
Am 9. April erschrickt die Stadt als sie auf die Zahlen blickt: +176 neue Fälle. So viel wie noch nie. Die Stadt teilt zu diesem sprunghaften Anstieg mit: „Es handelt sich aber nicht um einen sprunghaften Anstieg der Infektionen von gestern 511 auf heute 687. Durch die Umstellung der Fallerfassung ergeben sich bereinigte Zahlen: Nun werden auch infizierte Nürnberger registriert, die zunächst außerhalb des Stadtgebiets erfasst waren.“ Mit diesen neuen Fällen wird nun auch in Nürnberg erstmals die Inzidenzgrenze von 50 überschritten. Bis zum 9. April sind in der Stadt inzwischen 8 Menschen Corona-bedingt verstorben.
Bereits zwei Tage später erreicht die Inzidenz mit 73,6 ihren höchsten Wert während der ersten Welle. Dennoch entscheidet sich die Stadt Nürnberg auf diesem Höhepunkt die Datenbank der Fallerfassung zu wechseln. Die Stadt kann meldet daher ab dem 14. April für vier Tage keine neuen Fälle mehr. Die Stadt teilt am 14. April in einer Pressemittteilung mit: „Auch wenn die Todesfälle in Nürnberg leider weiter steigen, sieht es im Moment nicht danach aus, dass wir in den nächsten Tagen mit einer dramatischen Steigerung der Krankheitszahlen rechnen müssten. Es scheint so zu sein, dass wir uns allmählich auf ein Plateau der Fallzahlen zubewegen würden“, sagt Gesundheitsreferent Dr. Peter Pluschke. Er appellierte an die Bevölkerung: „Um weitere Ansteckungen zu vermeiden, bleibt es unverändert wichtig, dass wir uns alle an die notwendigen Abstands- und Verhaltensregeln halten.“
Während man also zu der Fallentwicklung in Nürnberg nichts weiß, meldet sich das Klinikum Nürnberg zu Wort. Der Vorstandsvorsitzende des Klinikums Prof. Achim Jockwig, kommentiert die Lage am 15. April so: „Die Fallzahlen in unseren Häusern sind stabil. Wir können fast schon davon sprechen, dass wir ein gewisses Plateau der Entwicklung erreicht haben. Trotzdem nehmen wir an, dass in den nächsten zwei Wochen die behandlungsbedürftigen Fälle noch leicht zunehmen. Aber wir gehen nicht davon aus, dass wir überrollt werden könnten.“ Laut Prof. Jockwig waren zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Patientinnen und Patienten im Klinikum wieder von der Beatmung abgekommen. Zu diesem Zeitpunkt wurden in Nürnberger Krankenhäusern 20 Covid-19-Patienten intensiv beatmet, 61 Personen wurden auf Normalstationen behandelt.
Vor dieser Meldepause waren im 7-Tages-Durchschnitt 53 neue Fälle pro Tag gemeldet worden. Doch trotz der Meldepause geschieht erstaunliches: Nach der Meldepause werden keine neuen Fälle für diesen Zeitraum gemeldet, sondern die Zahl der bisher bekannten COVID-19 Fälle am 17.04.2020 um 38 Fälle nach unten korrigiert. Am 18. Werden 43 neue Fälle gemeldet, am 19.04.2020 dann nochmals eine Korrektur um 2 Fälle. Die Stadt ist mit der Information der Öffentlichkeit und der Organisation des Meldewesens überfordert. Eine Rolle spielt dabei sicher auch, dass das Gesundheitsamt der Stadt angesichts der Pandemie laufen umgebaut wird und die Kapazitäten aufgestockt werde, wie die Stadt am 17. April mitteilt. https://www.nuernberg.de/presse/mitteilungen/presse_65462.html
Zu den Korrekturen der Fallzahlen schreibt die Stadt am 17. April in einer Pressemitteilung: „Das Gesundheitsamt hatte über die Ostertage zu viele Indexfälle gemeldet. Der Grund dafür waren Probleme bei der Überführung der Daten in eine Datenbank und einer daraus resultierenden Fehlzählung. Außerdem führten unter anderem irrtümliche Meldungen zu fehlerhaften Zahlen. So wurden zum Beispiel fälschlicherweise 170 Fälle gemeldet, bei denen es sich nicht um Nürnberger Bürgerinnen und Bürger handelte. Außerdem wurden von einem Labor zunächst positive Fälle gemeldet, die dann wieder revidiert wurden.“
Über die tatsächliche Fallentwicklung hatte man also in Nürnberg zum Höhepunkt der 1. Welle keinen verlässlichen Überblick. Am 9. April gibt es eine große Korrektur der Fallzahlen nach oben, dann am 17. April eine große Korrektur nach unten. Im Grunde hatte die Stadt auch hier nur Glück, dass sich das Infektionsgeschehen aufgrund der in Bayern sehr frühzeitig ergriffenen Maßnahmen bereits wieder deutlich abgeschwächt hat.
Die politischen Ankündigungen in Bayern für Unterstützungsleistungen sind vollmundig: 500,- Euro sollen Pflegekräfte als Bonuszahlung erhalten, sowie kostenloses Essen. Kunst- und Kulturschaffenden sollen, wie Ministerpräsident Dr. Markus Söder in einer Regierungserklärung vom 20. April 2020 angekündigt, aus einem Topf in Höhe von 100 Millionen Euro unterstützt werden. „Insbesondere Künstlerinnen und Künstler, die als Solo-Selbstständige unterwegs und nun durch das Wegbrechen von Einnahmen aus Honoraren und Gagen von der Corona-Krise in besonderer Weise betroffen sind, sollen finanzielle Hilfe erhalten.“
Durch die Meldepanne und die Fallkorrekturen der zuvor falsch erfassten Meldungen sinkt die Inzidenz am 20. April in Nürnberg kurzzeitig auf 0.
Eigentlich galten die Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung des Coronavirus zunächst in Bayern bis zum 19. April. Also dem Ende der Osterferien. Während Armin Laschet flankiert von der Beratung durch den umstrittenen Virologen Streek, der kaum Expertise zu Corona-Viren besitzt und im weiteren Verlauf des Jahres zwar gerne als Experte in diverse Fernsehformate eingeladen wird, dort aber immer wieder Sachen sagt, die sich später als falsch herausstellen, für schnelle Öffnung eintritt, ist Markus Söder in Bayern vorsichtiger. Er warnt vor zu schnellen Öffnungen und macht in dieser Phase sehr viel richtig. Seine Beliebtheitswerte klettern in Bayern zeitweise auf 94%.
In Bayern öffnen am 20. April zunächst die Bau- und Gartenmärkte. Es kommt zum Teil zu chaotischen Zuständen vor den Märkten, aber überwiegend funktioniert der Infektionsschutz dennoch gut.
Die Stadt Jena führte als erste deutsche Stadt eine Maskenpflicht ein. Oberbürgermeister Thomas Nitzsche zog eine rundum positive Bilanz: „Neun Tage keine einzige Neuinfektion“. Nach solchen Erfahrungen startet auf in Bayern ab dem 27. April eine Maskenpflicht in Geschäften und dem öffentlichen Nahverkehr.
Im Mittelpunkt aller Öffnungsdiskussionen stehen auch die Schulöffnungen. Die Schließung der Schulen war in der Pandemieeindämmung der 1. Welle sehr erfolgreich: In den Schulen kamen auf engem Raum nicht mehr viele Menschen zusammen, auch der Weg zur Schule und damit Gedränge in Bussen und Bahnen fiel weg. Zusätzliche waren auch viele Eltern durch die Betreuung der Kinder häuslich gebunden und sind nicht mehr in die Arbeit gefahren. So sanken allein durch diese Maßnahmen die Mobilität und die Anzahl von möglichen Kontakten, die Mitglieder eines Haushalts haben konnten, drastisch. Beides sind die entscheidenden Kenngrößen für die Eindämmung des Coronavirus. Dennoch stieg der Druck auf die Politik Schulen wieder zu öffnen, vor allem wirtschaftsnahe Experten und neu gegründete, wirtshaftsnahe „Familieninitiativen“ sprachen sich wehement für die Öffnung aus, damit die Eltern wieder arbeiten gehen konnten. Nach einem Bund-Länderbeschluss sollen Schulen in Deutschland dann schrittweise ab dem 4. Mai wieder öffnen. Bayern kündigt an dies erst ab dem 11. Mai zu planen.
Die Schulschließungen in Bayern seien „der richtige Weg“ gewesen, sagte Kultusminister Piazolo während einer Pressekonferenz. Eine schnelle Rückkehr zur Normalität werde es nicht geben, ab dem 27. April werde man aber in einem „schulischen Mischbetrieb“ eintreten, die Abschlussklassen würden wieder in die Schulen zurückkehren, ab dem 11. Mai die Klassen, die im nächsten Jahr ihren Abschluss machen oder vor dem Übertritt stehen. Ziel bleibe es, „noch in diesem Jahr“ alle Klassen wieder zurück in die Schulen zu bekommen.
In den Abschlussklassen seien die Hygienevorschriften besser einzuhalten, so Piazolo, es gebe einen entsprechenden „Hygieneplan“, die Schüler sollten in Kleingruppen von „zehn bis 15“ lernen, für jeden Schüler sollten vier Quadratmeter zur Verfügung stehen, Gruppenarbeiten werde es nicht geben. Eine Maskenpflicht soll es in den Schulen nicht geben, Lehrern sollen aber Masken gestellt werden. Schüler mit Vorerkrankungen müssten am Präsenzunterricht nicht teilnehmen, das gleiche gelte für vorerkrankte oder schwangere Lehrkräfte und über 60-jährige Lehrer. Das Abitur werde ab dem 20. Mai starten, die anderen Abschlussprüfungen gestaffelt danach, so Piazolo: Prüfungen an Mittelschulen finden ab 6. Juni statt, an Realschulen ab 30. Juni.
Am 22. April kommt es erstmals in Nordbayern nach Erlass der Grundrechtseinschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie zu einer Demonstration. Unter dem Motto „Gesundheit und Grundrechte schützen“, demonstrierten 20 Menschen in der Straße der Menschenrechte. Sie forderten die bayerische Staatsregierung auf, das Versammlungsrecht auch in dieser Ausnahmesituation zu wahren. Außerdem müsse überprüft werden, ob die Maßnahmen verfassungskonform sind, so Organisator Christian Rechholz. Viele Menschen seien durch die Ausgangsbeschränkung verunsichert und wüssten nicht, was ein triftiger Grund sei, um die eigene Wohnung zu verlassen, kritisiert der Politikwissenschaftler. Versammlungen sind zu diesem Zeitpunkt in Bayern gemäß der Zweiten Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung untersagt, können aber wie in diesem Fall auf Antrag durch eine Ausnahmegenehmigungen von der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde zugelassen werden, soweit dies im Einzelfall aus infektionsschutzrechtlicher Sicht vertretbar ist.
Am Samstag den 25. April kommt es zur ersten Schwurblerdemo in Nürnberg. Sie ist nicht angemeldet und es versammeln sich vor allem Verschwörungstheoretiker zusammen mit rechten Nazis, die sich über Chatgruppen organisieren. Das USK der Polizei Mittelfranken rückt an und löst die Versammlung von etwa 50 Menschen auf. Eine Person wird in Gewahrsam genommen. Die Teilnehmer bestritten laut Angaben der Polizei, dass es sich überhaupt um eine Versammlung handele, sie hätten lediglich dort gemeinsam sitzen und meditieren wollen.
Neben den Schulen öffnen am 27. April viele Geschäfte in Bayern wieder ihre Türen, nämlich Geschäfte mit einer Verkaufsfläche bis 800 Quadratmeter. Aber auch Fahrrad- und Kfz-Händler sowie Buchläden dürfen öffnen. Die 800qm-Regel kippt der Verwaltungsgerichtshof später, daher dürfen dann auch größere Geschäfte öffnen, wenn sie ihre Verkaufsfläche auf 800qm begrenzen.
Der Druck auf die Politik weitere Lockerungen zu beschließen ist groß. Am 5. Mai werden Lockerungen für die Gastronomie und das Hotelgewerbe für Bayern beschlossen. Die bayerische Staatsregierung erlaubt ab Montag, 18. Mai 2020, wieder die Außengastronomie, ab Montag, 25. Mai 2020, dürfen Speiselokale bis 22 Uhr öffnen und ab dem Pfingstwochenende ab Samstag, 30. Mai 2020, dürfen in Hotels wieder privatreisende Gäste beherbergt werden.
Die Stadt Nürnberg beschließt eine eigenes Maßnahmenpaket für das Nürnberger Hotel- und Gaststättengewerbe. Insbesondere die Genehmigungen zur Bewirtung im Freien sieht man bald in der ganzen Stadt, die Stadt wird dadurch im Sommer 2020 lebendiger, denn wo es geht stehen von Lokalen Tische und Stühle.
Zum Muttertags-Wochenende lockert Bayern auch die Besuchsverbote in Alten- und Pflegeheimen. Nun dürfen die Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht an Covid-19 erkrankt sind, einmal täglich von einer Person aus dem Kreis der Angehörigen oder einer anderen Person während einer festen Besuchszeit besucht werden.
Der Plan für die Rückkehr der Schülerinnen und Schüler in #Bayern: Es ist keine Rückkehr in die Normalität. Klassen werden in der Regel geteilt und je eine Hälfte im wöchentlichen Wechsel in der Schule unterrichtet. Bereits begonnen hat der Unterricht ja für die Abschlussklassen der Gymnasien, jetzt folgen ab 11. Mai die Klassen 11 an Gymnasien, die 9. an Realschulen, die 8. an Mittelschulen, die 4. Klassen an Grundschulen. Ab dem 18. Mai: 5. und 6. Klassen an Gymnasien und Realschulen, 5. Klassen an Mittelschulen und 1. Klassen an den Grundschulen. Alle anderen Klassen folgen nach Ende der Pfingstferien ab 15. Juni. Die Ferienzeiten ändern sich nicht. Kehren Grundschulkinder, die einen Hort besuchen, in die Schule zurück, werden diese Kinder an Schultagen mit Präsenzpflicht auch im Hort betreut. Zu den Kindern in Notbetreuung kommen also erst die Kinder der 4. Klassen in den Hort, dann auch die der 1. Klassen.
Am 10. Mai begann mit einer für 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldeten Demonstration auch die Phase der großen Nachsichtigkeit der Polizei bei Versammlungen von Rechtsextremen, Schwurblern und Corona-Maßnahmen-Gegnern. In Nürnberg war an diesem Samstag um 14.00 Uhr eine Versammlung mit 50 Teilnehmern angemeldet. Am Ende kamen 2.000, die zum Großteil weder Masken trugen noch Abstände zueinander wahrten. Aufgehetzt wurden diese teilweise von Rechtsextremen, die auch Stimmung gegen die Polizei machten. Man erwog die Veranstaltung aufzulösen, entschied sich dann aber dagegen und beließ es bei von der Menge nicht beachteten Appellen und Versuchen die Menge dadurch aufzulockern, dass man mit Polizeieinsatzkräften durch die Menge ging.
Nach den ab Anfang Mai begonnen weiteren Lockerungen sieht man anhand der Grafik, dass sich die Fallzahlen in Nürnberg weiterhin gut entwickelten.
Immer noch steigt als Folge der ersten Welle die Zahl der gemeldeten Corona-bedingten Todesfälle an. Aber die Zahl der aktiv Erkrankten Bürgerinnen und Bürger in Nürnberg sinkt deutlich.
Auch an der Heatmap über die Inzidenzen aufgeschlüsselt nach Altersgruppen für die Stadt Nürnberg sieht man nun, wie die erste Welle wirkte. Die frühen Schulschließungen haben ein Übergreifen auf die jungen Altersgruppen wirksam unterbunden. Bei den Grundschulkindern betrug die höchste Inzidenz nur 29. Bei den älteren Oberschülern nur 24 und bei den älteren Oberschülern und Azubis lag die Inzidenz maximal bei 44. Schlimmer betroffen war die Altersgruppe 80+. Dort lagen die Inzidenzen getrieben durch Fälle in Pflegeheimen bei 104 und später nochmal bei 107. Ein wirksamer Schutz dieser Altersgruppe gelang in der 1. Welle nicht. Nach der Altersgruppe 80+ war die arbeitende Bevölkerung in Nürnberg während der 1. Welle am stärksten betroffen.
Insgesamt sank die Mobilität in der Stadt während der ersten Welle sehr stark ab. Da die Einschränkungsmaßnahmen sehr früh und bereits bei niedrigem Infektionsniveau begonnen wurden, waren sie auch in Nürnberg sehr wirksam. Leider verzichtete man später darauf diese Erkenntnis auch auf die zweite Welle anzuwenden.
Trotz der – aus heutiger Sicht – geringen Intensität und aller Maßnahmen dauerte es etwa 10 Wochen, bis die 1. Welle weitgehend abgeebbt war.
Am 18. Mai sinkt die Zahl der als aktiv Erkrankt geltenden erstmals seit März wieder unter 100.
Etwas schwerer tut sich die Stadt mit der Förderung von Corona-freundlicher Mobilität. Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ist in der Pandemie deutlich zurückgegangen. Überall in der Welt haben im Frühjahr Städte daher damit begonnen auf Straßen Fahrradspuren einzurichten. In Nürnberg tut man sich damit sehr schwer, denn das würde den Autoverkehr einschränken. SO kommt es erst im Sommer zur Einrichtung einiger weniger Versuche mit solchen Fahrradspuren. Diese z.T. aber so abgelegen in der Peripherie der Stadt, dass sie gar nicht geeignet sein können den Radverkehr in der Stadt zu stärken. Die Lücken im Radwegnetz der Ringe in Nürnberg bleiben, ebenso die Engstellen für Rad- und Fußgänger auf Brücken. So hat die Stadt schnell wieder genauso viel Autoverkehr wie vor der Pandemie, eher steigt der Anteil, da Autos verstärkt genutzt werden las Alternative zum öffentlichen Nahverkehr. Aber auch der Fahrradverkehr steigt und auch die Nachfrage nach Fahrrädern, wie die Nürnberger Fahrradhändler melden. Eine durchdachte Unterstützung erhalten die Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer in Nürnberg von der Stadtspitze nicht.
Die nächste Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Nürnberg fällt ins Wasser, da es regnet kommen „nur eine paar Versprengte“ wie es in den Berichten zur Demonstration heißt. Die Versammlung war diesmal im Bereich der Wöhrder Wiese genehmigt worden, um auch bei 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausreichend Aufstellfläche zu haben. Es kamen aber nicht mal die Hälfte. https://www.nordbayern.de/region/nuernberg/tote-hose-wenig-andrang-bei-corona-demos-in-nurnberg-1.10128382
Diese Proteste bleiben der Stadt über den ganzen Sommer erhalten. Immer wieder demonstrieren Rechte, Verschwörungstheoretiker, Coronaleugner, Impfgegner und andere Schwurbler in der Stadt gegen Corona-Maßnahmen und den Staat. In der Regel verstoßen sie dabei gegen die Demonstrationsauflagen, was aber aus Sicht der Polizei nie so schlimm ist, dass man dagegen ernsthaft vorginge, wenn die Veranstaltungen angemeldet sind. Immer wieder wurde versucht aus dem Spektrum der rechtsgerichteten, sogenannten „Corona-Rebellen“ auch unangemeldete Aktionen in der Innenstadt durchzuführen. Diese werden von der Polizei meist recht schnell unterbunden.
Die Corona-Lage hatte sich bis Anfang Juni weiter entspannt, ab diesem Zeitpunkt gab es ein Plateau bei den Erkrankten über den ganzen Sommer. Es gab immer wieder einzelne Fälle von Ansteckungen, diese konnten aber jeweils immer gut nachverfolgt werden und hatten keine größeren Ausbrüche zur Folge.
Immer wieder gab es im Sommer auch einzelne Tage ohne Fallmeldungen, das waren immer die Tage an Wochenenden, da dort durch die Stadt nie eine Fallmeldung erfolgte, aber oft auch normale Werktage. Eine Woche ganz ohne Fälle gab es allerdings in der Stadt Nürnberg nie.
Am 3. Juni wird für Nürnberg ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um 27,3% gemeldet, eine der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in der Stadt.
Ab dem 8. Juni durften in Bayern Freibäder und Fitnessstudios oder Tanzschulen wieder öffnen.
Nach den Pfingstferien startet ab dem 15. Juni 2020 auch für alle Schülerinnen und Schüler in Bayern wieder die Schule: Allerdings im Wechselunterricht. Eine Woche ist die Hälfte der Klasse in der Schule, damit die Abstände von 1,5 Meter zueinander gewahrt werden können, die andere Hälfte bleibt zu Hause und bearbeitet dort Aufgaben. Bei den sehr niedrigen Inzidenzen – zu dieser Zeit in Nürnberg weit unter 10 – war die Aufnahme des Wechselunterrichts problemlos möglich. Das Infektionsgeschehen blieb bis zum Beginn der Sommerferien am 27. Juli 2020 in Nürnberg gering.
Die erste Welle der Coronapandemie in Nürnberg war überstanden und mit den Reiserückkehrern startet kurze Zeit später die zweite Welle.
Die Entwicklung der 7-Tage-Inzidenz in Nürnberg während der ersten Welle. Die eingezeichneten Grenzwerte bei einer Inzidenz von 35 und bei 50 spielten noch keine Rolle
Die größten Fortschritte werden in der Medizin durch die fortschreitende Digitalisierung erwartet. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Radiologie oder Pathologie sind dabei viel genannte Beispiele, doch es ist völlig unklar, wie diese Lösungen kommerzialisiert werden sollen.
Die Hoffnungen in der Medizin sind groß, mit der maschinellen Bildinterpretation eine verbesserte medizinische Versorgung sicherzustellen. Da können Systeme die Bilder mit Hilfe von künstlichen neuronalen Netzen analysieren mehr Erkrankungen auf einem Bild finden, bessere Hautkrebsdiagnosen stellen, finden Krebsfrühstadien früher und zuverlässiger. In der Regel sind dies Ergebnisse von klinischen Studien, aber gerade im Wissenschaftsjahr 2019 zum Thema „Künstliche Intelligenz“ finden sich die entsprechenden Schlagzeilen immer wieder auch Zeitungen, im Rundfunk- oder sogar Fernsehberichten. Das ist gut, denn während Künstliche Intelligenz bei dem größten Teil der Bevölkerung noch mit Ängsten vor die Macht übernehmenden Robotermaschinen verbunden wird, helfen die Berichte aus der Medizin dabei, die eigentlichen Chancen, die sich aus der derzeit machbaren „Künstlichen Intelligenz“ ergeben, zu erkennen.
Was in diesen Studien als möglicherweise Machbares aufgezeigt wird, ist dabei aber noch weit entfernt von der medizinischen Alltagstätigkeit. Die Software aus diesen Studien ist oft weit entfernt von einem Produkt. Es stehen in der Regel von Monate oder sogar Jahre im Raum in denen das eigentliche Produkt entwickelt und als Medizinprodukt zugelassen werden kann. Große Investitionen, die im deutschen Start-Up Markt anfangs durch Venture Capital sogar ganz gut zu finanzieren sind.
Wer soll das bezahlen?
Geht es um den Einsatz in der späteren Regelversorgung sieht es dann allerdings ganz anders aus. Wirft man einen Blick in die Businesspläne der vielen Start-Ups sieht die Welt noch rosig aus. Untersuchungen wie eine Röntgenthoraxaufnahme finden hunderttausendfach im Jahr statt. 1,-, 2,-, 5,- Euro das ist doch kleines Geld und ein Millionenerlös im Bezug auf die Gesamtgröße des Marktes ist auf dem Papier schnell errechnet. Aber wer bezahlt dort etwas? Für eine Röntgenthorax-Untersuchung erstatten die Krankenkassen im Schnitt etwas über 9,- Euro. in dieser Pauschale sind die Kosten für das Röntgensystem, die Mitarbeiter, die Sichtung und Befundschreibung usw. abgebildet. Wird hier nun ein System zur automatisierten Befundunterstützung eingesetzt, muss dieses von den Radiologinnen und Radiologen zusätzlich bezahlt werden. Sie geben also Geld von ihren Erlösen ab, ohne mehr Geld zu bekommen. Dieses Konzept hat in der Vergangenheit entweder gar nicht funktioniert oder zu einer enormen Langsamkeit bei der Einführung von Innovationen in der Medizin geführt.
oder der Wille bestmögliche Versorgung zu biten Welcher Nutzen ist denkbar, der Ärzte investieren lässt? Mit KI-basierten Systemen könnte Zeit in der Befundschreibung und damit am Ende bei den Personalkosten eingespart werden. Es könnte ein Mehrwert sein, im Wettbewerb um die besten Köpfe familienkompatible Arbeitszeiten anbieten zu können, wenn die maschinelle Bildinterpretation zu solchen Entlastungen führen kann, dass die oft üblichen Überstunden am Abend entfallen können. Und natürlich kann schlicht auch Neugier auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im eigenen Tätigkeitsfeld oder der Wille den eigenen Patientinnen und Patienten bestmögliche Versorgung zu bieten zu so einer Investition führen.
In der Masse wird diese Investitionsbereitschaft aber genau dann enden, wenn die Leistungserbringer solche Systeme auch für andere Röntgenaufnahmen, für CT, MRT oder das digitale Mikroskop in der Pathologie nutzen möchte und jeweils spezialisierte Klassifier für die Interpretation von verschiedenen Fragestellungen anschaffen muss. Dann summieren sich die Kosten schnell zu tausenden Euros im Monat, und der mögliche Mehrwert für eine bessere Behandlung der Patientinnen und Patienten scheitert an der Finanzierung. Während die Gesamtgesellschaft, der Gesundheitsmarkt und die Krankenkassen von diesen Lösungen profitieren, würden dafür nach dem derzeitigen Modellen vor allem die niedergelassenen Fachärzte und die medizischen Einrichtungen bezahlen.
Ein möglicher Ausweg: Das Digitale Versorgung Gesetz (DVG)
Soll sich Künstliche Intelligenz in der Medizin durchsetzen, muss ein anderes Finanzierungsmodell gefunden werden. Niemand würde erwarten, dass eine Mediziner für jedes Medikament bezahlt, dass er seinem Patienen gibt oder dass er teure, aber deutlich bessere Medizintechnik einkauft ohne hierfür neue oder dautlich angehobene Vergütung zu erhalten. Sicher ist, dass der Pharmamarkt mit milliardenschweren Konzerngewinnen nicht das schillernste Beispiel sein kann, immerhin konnten sich so auch Hersteller mit Präparaten aus nichts enthaltenden Zuckerkügelchen Millionenumsätze finanzieren. Für den Einsatz von Software, die aufgrund von Künstlicher Intelligenz zu einer Verbesserung der Versorgung, gesünderem Outcome und damit weniger Kosten führt, sollte zumindest die Grundlage der Finanzierung nicht vollkommen auf den Kopf gestellt werden.
Wie immer sind wir in Deutschland auch bei der Forschung zu KI in der Medizin im internationalen Vergleich vorne dabei. Damit sich dieser Erfolg auch für die Versorgung der Patientinnen und Patienten auszahlt, muss sich daran auch ein Einsatz in der Alltagsmedizin anschließen. Das gerade mit einem Referentenentwurf vorgestellte Digitale Versorgungs Gesetz (DVG) bietet dafür erstmals einen Rahmen in dem eine Erstattungspflicht zunächst offensichtlich mit dem Fokus auf Gesundheitsapps für Patienten geschaffen wird. Dort heißt es:
„§ 33a Digitale Gesundheitsanwendungen (1) Versicherte haben Anspruch auf Versorgung mit Medizinprodukten niedriger Risikoklasse, deren Hauptfunktion wesentlich auf digitalen Technologien beruht und die dazu bestimmt sind, bei den Versicherten oder in der Versorgung durch Leistungs-erbringer die Erkennung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten oder die Erkennung, Behandlung, Linderung oder Kompensierung von Verletzungen oder Behinderungen zu unterstützen (digitale Gesundheitsanwendungen).„
Es scheint daher möglich zu werden, dass auch Anwendungen, die nicht als App beim Patienten zum Einsatz kommen, aber derenVersorgung verbessern, wie es die KI-basierten Anwendungen in der Medizin versprechen, durch eine Finanzierung der Aufwände der Leistungserbringer durch die Krankenkassen kommerzialisierbar werden. Anwendungen müssen dazu ein Medizinprodukt der Klasse I oder IIa sein, ihren Nutzen nachweisen und in ein Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte aufgenommen worden sein.
Richtig eingesetzt könnte das neue DVG durchaus den Durchbruch der algorithmen-unterstützten Medizin ermöglichen.