Die Corona-Pandemie in Nürnberg von März bis August 2020
Meldungen, Berichte und Falldaten über die Entwicklung der Corona-Pandemie in Nürnberg subjektiv zusammenkopiert von Thomas Pettinger.
Am 1. März 2020 gab es die erste Fallmeldung zu einer mit dem Coronavirus infizierten Bürgerin in der Stadt Nürnberg.
Es handelte sich um die Ehefrau eines zuvor während einer Geschäftsreise in Karlsruhe behandelten Mannes. Auch die Kinder der Familie zeigten Symptome, daher wurden die Ehefrau, die Kinder und auch die Schwiegermutter im Klinikum Nürnberg aufgenommen und dort auf der Isolierstation betreut. In Bayern war man auf das Auftreten von neuen Coronavirus-Fällen zu diesem Zeitpunkt bereits vorbereitet, da man auf Erfahrungen mit den ersten Fällen in Deutschland bei der Firma webasto zurückgreifen konnte. Das Corona-Virus wurde damals noch oft als „das unbekannte, neue Virus“ bezeichnet. Insbesondere in den Medien hielt sich diese Formulierung in verschiedenen Variationen noch lange. Am 23. Februar hatte das Bayrische Gesundheitsministerium in einer Stellungnahme geschrieben: „Gegenwärtig gibt es jedoch keinen Anhalt für eine anhaltende Viruszirkulation in Deutschland, so dass die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland laut RKI aktuell gering einzuschätzen ist.“ Die ersten Fälle traten noch lokal auf, Ende Februar gibt es Coronavirus Infektionen schon im ganzen Land. Betroffen sind geschäftliche Kontakte mit Italien und nun nach den Faschingsferien immer mehr Reiserückkehrer aus den „Risikogebieten“, insbesondere Italien.
Wie wir heute wissen war insbesondere der Ski-Tourismus in Österreich für die Ausbreitung des Coronavirus in Bayern verantwortlich. Der erste Fall aus Südtirol wurde am 24. Februar gemeldet, die ersten beiden Fälle aus Tirol am 25. Februar. Zu diesem Zeitpunkt war Italien bereits als „Risikogebiet“ klassifiziert. Viele Nürnberger Familien waren in den Winterferien vom 24.02. bis 28.02. in Österreich oder Italien in den Skiferien. Dort war der Betrieb meist trotz bekanntgewordenen Infektionen einfach normal aufrecht gehalten worden.
Bayerns Gesundheitsministerium hat aus Anlass des Endes der Faschingsferien im Freistaat Italienurlauber zu besonderer Vorsicht wegen der Coronavirus-Erkrankungen aufgefordert. Feriengäste, die nach ihrem Urlaub einen begründeten Verdacht auf eine Infektion hätten, sollten sich telefonisch an ihren Hausarzt wenden, teilte das Ministerium mit.
Ein begründeter Verdachtsfall bestehe bei Menschen, die Symptome haben und sich vorher in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Als Risikogebiet stuft das Robert-Koch-Institut die Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien ein. „Wer in Italien mit einem Coronavirus-Erkrankten persönlichen Kontakt hatte, sollte sich umgehend an sein Gesundheitsamt wenden“, betonte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU).
Das bayerische Kultusministerium hatte am 29. Februar in Abstimmung mit dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege sowie dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit einen Leitfaden für bayerische Schulen veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem, zum Schulbeginn sollten Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten – unabhängig von ihren Symptomen – unnötige Kontakte vermeiden und möglichst zu Hause bleiben. Die Schule sei zu informieren, das Fernbleiben vom Unterricht gelte unter diesen Voraussetzungen als entschuldigt. Für Schülerinnen und Schüler, die sich in keinem Risikogebiet aufgehalten haben, galt weiterhin die Schulpflicht.
Zwar gib es bereits die Möglichkeit sich auf das Virus Sars-Cov-2 testen zu lassen. Allerdings galten dabei strenge Regeln: getestet wurde nur, wer mit einer bereits bekannten positiv getesteten Person in Kontakt war und auch entsprechende Symptome zeigte. Diese Regelung war zunächst so auch notwendig, da es nur eine geringe Testkapazität gab und eine Testung von allen, die respiratorische Symptome zeigten, gar nicht möglich gewesen wäre.
Die FAU, die Uni Erlangen-Nürnberg verbot am 28. Februar alle Dienstreisen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Risikogebiete. Reiserückkehrer oder Eingereiste, die ein gewisses Risiko einer Infektion erfüllten, wurden dementsprechend freigestellt oder mussten zunächst im Homeoffice arbeiten. Entsprechende Studierende wurden von Lehrveranstaltungen ausgeschlossen, es war allerdings auch vorlesungsfreie Zeit.
Die Messe Nürnberg reagierte auf die ersten Infektionszahlen und sagte die beiden Messen „Fensterbau Frontale“ und „Holz-Handwerk“ vom 18. Bis 21. März 2020 ab.
Am 28. Februar wurde in Karlsruhe bei einem Nürnberger Pastor eine COVID19-Infektion festgestellt. Wo sich der Nürnberger infiziert hatte konnte nicht geklärt werden, wie so oft ging man in Nürnberg erstmal von der positiv denkbarsten Möglichkeit aus, nämlich davon, dass die Infektion nicht in Nürnberg stattgefunden habe, da der Pastor viel beruflich unterwegs war. Allerdings zeigten dann seine Frau und auch die Kinder entsprechende Symptome, während bei der Frau die Infektion nachgewiesen werden konnte, gelang die bei den beiden Kindern nicht. Auch die Schwiegermutter der Familie wurde negativ getestet. Die Ecclesia Church, in der der Mann aktiv war, kündigte in der Folge an, alle Veranstaltungen bis zum 6. März 2020 abzusagen.
Damit begann am 1. März die weltweite Pandemie auch in Nürnberg.

Am 4. März werden die nächsten beiden COVID19-Infektionen vom Gesundheitsamt der Stadt gemeldet. Die Gesamtzahl steigt auf 3. Beide Fälle stehen in Zusammenhang mit Reisen: eine Frau kam aus Piemont in Norditalien zurück, sowie ein Reisender, der aus Südtirol in die Stadt zurückkehrte. Beide wurden mit ihrer Familie mit Kindern unter Quarantäne gestellt und die weiteren Kontakte ermittelt.
Die ersten Fälle gibt es nun aber auch in ganz Franken: Ein Hautarzt in Erlangen, am 2. März wurde eine Frau aus Schwabach nach einer Reise nach Teneriffa positiv getestet.
Die Kontaktverfolgung funktioniert zu diesem Zeitpunkt noch sehr gut, sie ist die entscheidende Maßnahme zur Eindämmung der Verbreitung von SARS-CoV-2 zu Beginn der 1. Welle. Eine enge Bekannte der Reiserückkehrerin aus Piemont wird als 4. Fall in Nürnberg bestätigt. Umwelt- und Gesundheitsreferent Peter Pluschke teilte mit, dass alle Erkrankten nur leichte Symptome zeigen und man mit den Kontaktpersonen in Kontakt stehe, unterschieden wurden „enge“ Kontakte, die in häuslicher Quarantäne gehen mussten und „weitere Kontakte“ mit denen das Gesundheitsamt nur in Kontakt stehe. „Wir haben es mit Menschen zu tun, die außerordentlich verantwortungsvoll mit der Situation umgehen“, so Pluschke. Am gleichen Tag wurde auch erstmals ein Hort in Nürnberg geschlossen, den das Kind einer der Infizierten besucht hatte.
Die Pandemie steckt noch in den Kinderschuhen: Der BR meldet am 5. März „73 Corona-Virus-Fälle in Bayern in einer Woche“. Dass es im Januar 2021 einmal fast zehnmal so viele Fälle allein in Nürnberg an einem einzigen Tag geben wird ahnt noch niemand.
Am gleichen Tag schießen in Nürnberg die Grundschule St. Johannis und das Labenwolf-Gymnasium, da dort jeweils ein erkranktes Kind die Schule besucht hat. In den Apotheken sind Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel ausverkauft. Nachschub aus China wird nicht mehr geliefert. Auch in den Krankenhäusern wird klar, das persönliche Schutzausrüstung knapp werden wird.
Die Kommunalwahl am 15. März wirft ihren Schatten voraus, es wird eine sehr hohe Zahl von Briefwahlanträgen gestellt, allein in Nürnberg 90.000, was etwa 23% der Wahlberechtigten entspricht. Die Wahl soll aber unter allen Umständen auch in Präsenz stattfinden.
Am 10. März teilt der DFB mit, dass er das Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am 31. März in Nürnberg gegen Italien wegen der Ausbreitung des Coronavirus ohne Zuschauer ausgetragen werde.

Am 13. März informiert der 1. FC Nürnberg über ein erstes positives Testergebnis nachdem man Tests durchgeführt habe, weil es im Umfeld des Zweitligaspiels gegen Hannover 96 dort einen positiven Fall gegeben habe. Am Abend sagt der DFB das Spiel der Nationalmannschaft in Nürnberg ab.
Am 14. März schließt die Nürnberg Kaiserburg, nachdem die Bayerische Schlösserverwaltung bekanntgegeben hat, dass sie alle ihre Sehenswürdigkeiten schließt. Es ist auch der Tag eines der großen Kommunikationsdesaster der Bundesregierung: Das Bundesgesundheitsministerium hat die Bevölkerung vor Falschnachrichten und Panikmache angesichts der Corona-Krise gewarnt. „Achtung Fake News“, schrieb das Ministerium am Samstag auf Twitter. „Es wird behauptet und rasch verbreitet, das Bundesministerium für Gesundheit/die Bundesregierung würde bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT! Bitte helfen Sie mit, ihre Verbreitung zu stoppen.“ Eine Mitteilung mit nur sehr kurzer Halbwertszeit.
Für Bayern kündigt Markus Söder noch am Sonntag abend an, ab Montag den 16. März den Katastrophenfall auszurufen. Am Montag, den 16.03.2020 schließt das Land auch alle Schulen. Die Kinder hätten aber keine Ferien, betont Kultusminister Piazolo. Lehrerinnen und Lehrer beginnen also den Schülern Unterlagen für das Lernen zu Hause zuzusenden. Digitale Bildungsangebote sind Mangelware, dort wo es Systeme gibt, brechen diese unter der Last zusammen.
Die Kommunalwahl in Nürnberg muss in eine zweite Runde, es kommt zur Stichwahl zwischen Thorsten Brehm und Marcus König. Bei den Stichwahlen der bayerischen Kommunalwahlen gab es wegen der Ausbreitung des Coronavirus keine Wahllokale. Es konnte nur per Briefwahl abgestimmt werden. Für den OB Kandidaten der CSU hat der Besuch einer Wahlparty am 15. März unangenehme Folgen. In der heißen Phase zur Stichwahl musste er sich in Quarantäne begeben, nachdem König erfahren hatte, dass er mit einer Person engeren Kontakt hatte, die positiv auf das Coronavirus getestet wurde.
Bayern erlässt einige zusätzliche Regelungen: Supermärkte, Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Apotheken, Tankstellen, Banken und einige weitere Geschäfte dürfen werktags bis 22.00 Uhr öffnen und auch sonntags geöffnet haben, dann bis 18.00 Uhr. Eine Möglichkeit die der Handel allerdings nicht nutzt.
Restaurants und Betriebskantinen in Bayern dürfen nur noch von 6.00 bis 15.00 Uhr öffnen und maximal 30 Gäste gleichzeitig bewirten.
Weitere Regelungen: Besuche in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Altenheimen, Behinderteneinrichtungen in Bayern werden stark eingeschränkt. Veranstaltungen über 100 TN werden anzeigepflichtig und sollen möglichst abgesagt werden.
Auch in Kindertagesstätten, Kindertagespflege, Krippen, Horten für 5 Wochen Betretungsverbote. Notgruppen für Alleinerziehende in systemkritischen Berufen bilden die einzige Ausnahme.

Das große Thema in dieser frühen ersten Phase ist, Infizierte überhaupt zu erkennen. Testmöglichkeiten sind noch sehr eingeschränkt, das RKI empfiehlt daher nur Patientinnen und Patienten mit sehr starken Symptomen überhaupt zu testen. Ärzte haben zum Teil gar keine Testmöglichkeit, die große Welle der Ski-Rückkehrer wird so nicht erkannt und führt zu immer weiteren Infektionen und einem Anstieg der Fälle in ganz Bayern.
Diese sehr restriktive Auslegung der Personen, die überhaupt getestet werden, ist eines der großen Probleme bei der Eindämmung dieser ersten Corona-Welle.
Gleichzeitig kämpft man mit der Beschaffung von tauglichen Masken. Da es zu wenige davon schon für das medizinische Personal gibt, wird gleich der ganzen Bevölkerung empfohlen keine Masken zu tragen. Zum Teil wird sogar versucht dies wissenschaftlich zu begründen. Hinweise auf eine sehr große Wirksamkeit schon von einfachen OP-Masken im Asiatischen Raum werden durch eine Diskussion ersetzt, ob ein Laie eine Maske überhaupt so tragen und nutzen kann und ob er dadurch nicht sogar mehr gefährdet wird, als wenn er keine trüge.

Das Testmanagement in Bayern ist so schlecht, dass man anhand der in den Landkreisen nachgewiesenen COVID19-Fälle die Landesgrenze zu Baden-Württemberg erkennen kann, wo schon deutlich mehr getestet wird.

In ganz Deutschland betragen die Testkapazitäten erst nur etwa 300.000 Tests pro Woche, später 500.000, Ende des Jahres können dann 1.780.000 Test durchgeführt werden, Heute fast 2 Millionen.
Am 19. März In Bayern teilt Markus Söder in einer Regierungserklärung mit, dass nun täglich 2700 Tests auf #COVID19 durchgeführt werden können. Die Testkapazitäten werden weiter ausgeweitet. Er sagt auch: „Wer Symptome hat, soll getestet werden.“ In der Praxis klappt das in Nürnberg nicht.
Rechnerisch steht der KVB damit je Landkreis und kreisfreier Stadt daher 15 bis etwa 30 Tests pro Tag zur Verfügung. Damit war rein mathematisch ein exponentielles Wachstum der COVID19 Fälle in Bayern nicht nachweisbar.
Trotz der Pandemie herrscht das Motto „Kein Dienst ist am Wochenende“ in Bayern vor. Am Wochenende werden weder neue Zahlen durch die Stadt Nürnberg gemeldet, noch können sich Menschen mit Symptomen testen lassen, der Katastrophenfall ist am heiligen Sonntag einfach nicht so wichtig. Kritik daran wird zwar geäußert, aber da ja auch Hausärzte geschlossen sind, Labore keine Tests auswerten, könne man da nichts tun.
Am 22. März stelle ich dazu diese Fragen:
„Die Stadt Nürnberg ist eine Region mit COVID19-Fällen. Das RKI empfiehlt bei akuten respiratorischen Symptomen eine diagnostische Abklärung mit einem Test. Handeln Ihre Mitarbeiter an der Hotline der Stadt nach diesen Vorgaben? Warum nicht?
Wo gibt es in Nürnberg die Möglichkeit sich zu testen, z.B. eine Teststation als Drive In? Wieviele Tests werden in Nürnberg täglich gemacht? Warum so wenige? Wie viele Intensivbetten stehen in Nürnberg zur Verfügung? Wo und an welchen Kliniken werden noch elektive OPs gemacht?
Welche Informationen gibt Nürnberg an medizinische Einrichtungen, Kliniken, niedergelassene Fach- und Hausarztpraxen, Rehazentren? Welche Schutzausrüstung wird den Mitarbeiterinnen empfohlen? Wo kann diese bezogen werden?
Gibt es eine Planung in Nürnberg zusätzliche Bettenkapazitäten für COVID19 in außerklinischen Gebäuden zu schaffen? Wie werden solche Kapazitäten IT-technisch verwaltet? Gibt es Systeme, um zusätzliches externes Personal und freiwillige Hilfskräfte zu erfassen/zu verwalten?“
Es macht alles in allem nicht den Eindruck, als habe man Tests im Griff, als gäbe es einen Plan in Nürnberg und wenn es einen gäbe, als wäre man gewillt über diesen transparent zu kommunizieren.
Vieles ist in der Stadt zu diesem Zeitpunkt ungeklärt. Ein aktives Management der Pandemie würde z.B. den Betrieb einer Teststation bedeuten, und eine Umplanung des Krankenhausbetriebs. Damit wartete man in Nürnberg aber noch. „Abwarten“ wird zu einer unrühmlichen Tradition der Stadt Nürnberg in der Pandemie.
Eine erste Bayerische Verordnung über eine vorläufige Ausgangsbeschränkung
anlässlich der Corona-Pandemie wird am 24. März veröffentlicht. Sie enthält die Regelung, dass das Haus nur noch aus triftigem Grund verlassen werden darf.
In der Stadt stehen derzeit Schilder die auf das Abstandsgebot hinweisen:

Das klappt überwiegend sehr gut, auch bei Sonnenschein gehen die Menschen nicht in Scharen vor die Tür, die Polizei kontrolliert z.B. im Wiesengrund.

Die Stadt Fürth errichtet die erste sogenannte Drive-Through-Station für die Tests von Corona-Verdachtsfällen in der Region. Bei der Durchfahrtsstation sollten nur Menschen mit dem Auto vorfahren, die vom Hausarzt, dem Gesundheitsamt oder dem ärztlichen Bereitschaftsdienst der KVB eine entsprechende Überweisung bekommen hatten du aus dem Landkreis oder der Stadt Fürth kommen. Die Stadt Fürth wies extra darauf hin, dass keinesfalls jemand auf eigene Faust oder gar zu Fuß vorbeikommen solle. Begonnen haben die Tests dort am 26. März.
https://www.nordbayern.de/region/fuerth/drive-through-in-furth-corona-test-durchs-autofenster-1.9969519?searched=true
Am 25. März melde ich zum ersten Mal Zahlen auf Twitter zur Situation in der Stadt noch ganz ohne Grafik, die ich hiermit nachreiche:


Schon damals berichte ich auch über eine recht simple und wichtige wissenschaftliche Erkenntnis: Es geht nicht mehr nur um das Abflachen der Kurve. Wissenschaftler sagen: Es darf gar keine Kurve mehr geben. Das ist die Strategie, die heute unter NoCovid zusammengefasst wird, mit dem Ziel, dass wir Zahlen mit einer Inzidenz unter 10 erreichen, wie wir es im Sommer 2020 in Nürnberg bereits geschafft hatten.
In Nürnberg steigen die Fallzahlen jetzt exponentiell. Der Anstieg führt zu ersten Hilfsangeboten: Von der Stadt z.B. wird ein Youtube-Channel für Kunst- und Kulturschaffende in Leben gerufen. In den Stadtteilen werden Hilfs- und Bringdienste für Betroffene oder sehr stark gefährdete Menschen angeboten. Es hängen Zettel mit Telefonnummer von solchen Nachbarschaftshilfen an den Hauseingangstüren.
Am Nürnberger Flughafen landet am 25. März nur ein einziges Flugzeug von wizzair. Für das Personal hat der Flughafen ab 1.4.2020 Kurzarbeit angemeldet.
Am 26. März werden Fälle aus dem Landkreis Fürth gemeldet, dort sind Pflegeheime betroffen: „Neue Corona-Fälle im Landkreis Fürth betreffen zwei #Pflegeheime in Roßtal und Langenzenn. Es handelt sich bei den positiv getesteten Personen in Roßtal um Pflegepersonal und um Bewohner. Vier Bewohner aus der Roßtaler Einrichtung wurden mittlerweile im Klinikum aufgenommen. Und leider muss man lernen, dass die Fälle in Pflegeheimen immer schnell auch die ersten Todesfälle bei Corona zur Folge haben.“
Auch in Nürnberg wird am 26. März der erste Todesfall gemeldet. Die Testzahlen steigen an diesem Tag um 43 Fälle, da eine mobile Teststation für den Mittwoch eingerichtet wurde. Daran sah man, wie sehr die Verfügbarkeit von Testmöglichkeiten darüber entschieden hat, ob Fälle überhaupt festgestellt wurden. In den Folgetagen ging die Zahl der positiven Tests sofort wieder zurück.
Erst jetzt, Ende März wird aufgedeckt, wie sehr der Ski-Tourismus in Österreich zur Verbreitung des Corona-Virus beigetragen hat. Aber auch bei diesen Auswertungen fällt auf, dass in Bayern durch niedrige Testzahlen davon nicht viel nachgewiesen werden konnte. Die Menschen waren natürlich trotzdem krank und steckten jetzt – auch in Nürnberg – immer mehr Menschen an.
Nürnberg bekommt am 29. März auch Gewissheit über einen Machtwechsel: Neuer OB wird Marcus König von der CSU. Diese regiert weiterhin – aber nun federführend – gemeinsam mit SPD.
Eine Strategie für den Schutz von Alten- und Pflegeheimen fehlt, schon jetzt Ende März 2020 spricht aus wissenschaftlicher Sicht alles eindeutig dafür, konsequenter und proaktiv als Stadt oder Landkreis in jedem Pflege- oder Altenheim zu testen. So könne man verhindern, dass man Fälle erst zwei Tage vor Versterben der Patientinnen aufdecken kann. Insbesondere die Rolle der asymptomatisch Infizierten, die ohne es selbst zu wissen dennoch sehr ansteckend sein können, ist in der Wissenschaft zwar bekannt, spielt aber in der politischen Diskussion zur Pandemiebekämpfung noch keine Rolle. Würde man dies Diskutieren, würde auffallen, dass für effizienten Schutz Masken und Testkapazitäten fehlen.
Die WHO leistet sich einen schweren Fehler, indem Sie vor der Nutzung von Masken als Schutz für nicht Infizierte warnt. Österreich führt eine Maskenpflicht in Supermärkten ein. Am 31. März schließt Markus Söder im ARD Morgenmagazin eine Maskenpflicht aus. „Das Wichtigste im Moment ist, dass wir den Mindestabstand einhalten“, sagte Söder. Jedoch würden mehr hochwertige Masken für das medizinische Personal benötigt. Bevor über eine Pflicht nachgedacht werden könne, müsse deswegen zuerst die Beschaffung gesichert sein, etwa mittels einer nationale Notfallproduktion. Söder plädiert stattdessen die „Containment“-Strategie, die Eindämmung des Virus, zu verfolgen. Infektionswege sollen nachgespürt werden, auch mithilfe von freiwilligen Corona-Apps, die Bewegungsprofile der Handynutzer erstellen, wie der Bayerische Rundfunk berichtet.
Am Samstag den 4. April wird in Nürnberg erstmals die Inzidenz von 35 überschritten. Das spielt aber im Frühjahr 2020 noch gar keine Rolle.

Als gefährlich wird das Überschreiten der Inzidenz von 50 angesehen. Hat eine Land oder eine Region diese Grenze überschritten zählt es als Risikogebiet, das vom RKI dann nach einigen Tagen auch offiziell als solches ausgewiesen wird. Hat man sich in einem solchen Risikogebiet aufgehalten, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man anschließend auch bei leichten Symptomen auf SARS-CoV-2 getestet wird.
Wie schwierig dies in der Region Nürnberg ist zeigt exemplarisch dieser Artikel vom 5. April 2020 zu den Schwierigkeiten aller Art die beim Testen in der Region aufgetreten sind: https://www.bayern-reporter.com/2020/04/05/das-maerchen-vom-coronatest-werden-die-menschen-unzureichend-behandelt-und-getestet/
Um Tests in Arztpraxen sicher durchführen zu können benötigen die Ärztinnen und Ärzte persönliche Schutzausrüstung, die aber deutschlandweit ausverkauft ist. Es kommt zu einer staatlichen Verteilung von Schutzmaterial. Das, was in Nürnberg dann über die KVB ausgegeben wird, reicht in einer ambulanten Praxis für etwa eine Woche.
Die Fallzahlen in der Region steigen nun immer rascher. Insbesondere in den umliegenden Landkreisen, was auf den ersten Blick erstaunt, da es der Virus in einem Flächenlandkreis schwieriger haben muss, als in einer Stadt. Die Fallzahlen spiegeln dies aber nicht wieder. Sie werden durch Fälle in Alten- und Pflegeheimen verzerrt. Dort wird nach dem Auftreten eines Falles immer sehr intensiv getestet. Der Landkreis Nürnberger Land und der Landkreis Fürth haben einige solcher Cluster. Beispielsweise in einem AWO-Seniorenheim in Langenzenn: 113 Bewohnerinnen und Bewohner sind dort positiv getestet worden, dazu kommen noch 30 infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darum werden in den Landkreisen zu dieser Zeit im Vergleich zu den Städten mehr Menschen positiv getestet. Die Stadt Nürnberg hat in dieser ersten Welle dagegen Glück, es treten wenige Fälle in Pflegeheimen auf, die Zahlen bleiben daher niedriger.
Am 9. April erschrickt die Stadt als sie auf die Zahlen blickt: +176 neue Fälle. So viel wie noch nie. Die Stadt teilt zu diesem sprunghaften Anstieg mit: „Es handelt sich aber nicht um einen sprunghaften Anstieg der Infektionen von gestern 511 auf heute 687. Durch die Umstellung der Fallerfassung ergeben sich bereinigte Zahlen: Nun werden auch infizierte Nürnberger registriert, die zunächst außerhalb des Stadtgebiets erfasst waren.“ Mit diesen neuen Fällen wird nun auch in Nürnberg erstmals die Inzidenzgrenze von 50 überschritten. Bis zum 9. April sind in der Stadt inzwischen 8 Menschen Corona-bedingt verstorben.

Bereits zwei Tage später erreicht die Inzidenz mit 73,6 ihren höchsten Wert während der ersten Welle. Dennoch entscheidet sich die Stadt Nürnberg auf diesem Höhepunkt die Datenbank der Fallerfassung zu wechseln. Die Stadt kann meldet daher ab dem 14. April für vier Tage keine neuen Fälle mehr. Die Stadt teilt am 14. April in einer Pressemittteilung mit: „Auch wenn die Todesfälle in Nürnberg leider weiter steigen, sieht es im Moment nicht danach aus, dass wir in den nächsten Tagen mit einer dramatischen Steigerung der Krankheitszahlen rechnen müssten. Es scheint so zu sein, dass wir uns allmählich auf ein Plateau der Fallzahlen zubewegen würden“, sagt Gesundheitsreferent Dr. Peter Pluschke. Er appellierte an die Bevölkerung: „Um weitere Ansteckungen zu vermeiden, bleibt es unverändert wichtig, dass wir uns alle an die notwendigen Abstands- und Verhaltensregeln halten.“
Während man also zu der Fallentwicklung in Nürnberg nichts weiß, meldet sich das Klinikum Nürnberg zu Wort. Der Vorstandsvorsitzende des Klinikums Prof. Achim Jockwig, kommentiert die Lage am 15. April so: „Die Fallzahlen in unseren Häusern sind stabil. Wir können fast schon davon sprechen, dass wir ein gewisses Plateau der Entwicklung erreicht haben. Trotzdem nehmen wir an, dass in den nächsten zwei Wochen die behandlungsbedürftigen Fälle noch leicht zunehmen. Aber wir gehen nicht davon aus, dass wir überrollt werden könnten.“ Laut Prof. Jockwig waren zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Patientinnen und Patienten im Klinikum wieder von der Beatmung abgekommen. Zu diesem Zeitpunkt wurden in Nürnberger Krankenhäusern 20 Covid-19-Patienten intensiv beatmet, 61 Personen wurden auf Normalstationen behandelt.
Vor dieser Meldepause waren im 7-Tages-Durchschnitt 53 neue Fälle pro Tag gemeldet worden. Doch trotz der Meldepause geschieht erstaunliches: Nach der Meldepause werden keine neuen Fälle für diesen Zeitraum gemeldet, sondern die Zahl der bisher bekannten COVID-19 Fälle am 17.04.2020 um 38 Fälle nach unten korrigiert. Am 18. Werden 43 neue Fälle gemeldet, am 19.04.2020 dann nochmals eine Korrektur um 2 Fälle. Die Stadt ist mit der Information der Öffentlichkeit und der Organisation des Meldewesens überfordert. Eine Rolle spielt dabei sicher auch, dass das Gesundheitsamt der Stadt angesichts der Pandemie laufen umgebaut wird und die Kapazitäten aufgestockt werde, wie die Stadt am 17. April mitteilt. https://www.nuernberg.de/presse/mitteilungen/presse_65462.html
Zu den Korrekturen der Fallzahlen schreibt die Stadt am 17. April in einer Pressemitteilung: „Das Gesundheitsamt hatte über die Ostertage zu viele Indexfälle gemeldet. Der Grund dafür waren Probleme bei der Überführung der Daten in eine Datenbank und einer daraus resultierenden Fehlzählung. Außerdem führten unter anderem irrtümliche Meldungen zu fehlerhaften Zahlen. So wurden zum Beispiel fälschlicherweise 170 Fälle gemeldet, bei denen es sich nicht um Nürnberger Bürgerinnen und Bürger handelte. Außerdem wurden von einem Labor zunächst positive Fälle gemeldet, die dann wieder revidiert wurden.“
Über die tatsächliche Fallentwicklung hatte man also in Nürnberg zum Höhepunkt der 1. Welle keinen verlässlichen Überblick. Am 9. April gibt es eine große Korrektur der Fallzahlen nach oben, dann am 17. April eine große Korrektur nach unten. Im Grunde hatte die Stadt auch hier nur Glück, dass sich das Infektionsgeschehen aufgrund der in Bayern sehr frühzeitig ergriffenen Maßnahmen bereits wieder deutlich abgeschwächt hat.
Die politischen Ankündigungen in Bayern für Unterstützungsleistungen sind vollmundig: 500,- Euro sollen Pflegekräfte als Bonuszahlung erhalten, sowie kostenloses Essen. Kunst- und Kulturschaffenden sollen, wie Ministerpräsident Dr. Markus Söder in einer Regierungserklärung vom 20. April 2020 angekündigt, aus einem Topf in Höhe von 100 Millionen Euro unterstützt werden. „Insbesondere Künstlerinnen und Künstler, die als Solo-Selbstständige unterwegs und nun durch das Wegbrechen von Einnahmen aus Honoraren und Gagen von der Corona-Krise in besonderer Weise betroffen sind, sollen finanzielle Hilfe erhalten.“
Durch die Meldepanne und die Fallkorrekturen der zuvor falsch erfassten Meldungen sinkt die Inzidenz am 20. April in Nürnberg kurzzeitig auf 0.

Eigentlich galten die Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung des Coronavirus zunächst in Bayern bis zum 19. April. Also dem Ende der Osterferien. Während Armin Laschet flankiert von der Beratung durch den umstrittenen Virologen Streek, der kaum Expertise zu Corona-Viren besitzt und im weiteren Verlauf des Jahres zwar gerne als Experte in diverse Fernsehformate eingeladen wird, dort aber immer wieder Sachen sagt, die sich später als falsch herausstellen, für schnelle Öffnung eintritt, ist Markus Söder in Bayern vorsichtiger. Er warnt vor zu schnellen Öffnungen und macht in dieser Phase sehr viel richtig. Seine Beliebtheitswerte klettern in Bayern zeitweise auf 94%.
In Bayern öffnen am 20. April zunächst die Bau- und Gartenmärkte. Es kommt zum Teil zu chaotischen Zuständen vor den Märkten, aber überwiegend funktioniert der Infektionsschutz dennoch gut.
Die Stadt Jena führte als erste deutsche Stadt eine Maskenpflicht ein. Oberbürgermeister Thomas Nitzsche zog eine rundum positive Bilanz: „Neun Tage keine einzige Neuinfektion“. Nach solchen Erfahrungen startet auf in Bayern ab dem 27. April eine Maskenpflicht in Geschäften und dem öffentlichen Nahverkehr.
Im Mittelpunkt aller Öffnungsdiskussionen stehen auch die Schulöffnungen. Die Schließung der Schulen war in der Pandemieeindämmung der 1. Welle sehr erfolgreich: In den Schulen kamen auf engem Raum nicht mehr viele Menschen zusammen, auch der Weg zur Schule und damit Gedränge in Bussen und Bahnen fiel weg. Zusätzliche waren auch viele Eltern durch die Betreuung der Kinder häuslich gebunden und sind nicht mehr in die Arbeit gefahren. So sanken allein durch diese Maßnahmen die Mobilität und die Anzahl von möglichen Kontakten, die Mitglieder eines Haushalts haben konnten, drastisch. Beides sind die entscheidenden Kenngrößen für die Eindämmung des Coronavirus. Dennoch stieg der Druck auf die Politik Schulen wieder zu öffnen, vor allem wirtschaftsnahe Experten und neu gegründete, wirtshaftsnahe „Familieninitiativen“ sprachen sich wehement für die Öffnung aus, damit die Eltern wieder arbeiten gehen konnten. Nach einem Bund-Länderbeschluss sollen Schulen in Deutschland dann schrittweise ab dem 4. Mai wieder öffnen. Bayern kündigt an dies erst ab dem 11. Mai zu planen.
Die Schulschließungen in Bayern seien „der richtige Weg“ gewesen, sagte Kultusminister Piazolo während einer Pressekonferenz. Eine schnelle Rückkehr zur Normalität werde es nicht geben, ab dem 27. April werde man aber in einem „schulischen Mischbetrieb“ eintreten, die Abschlussklassen würden wieder in die Schulen zurückkehren, ab dem 11. Mai die Klassen, die im nächsten Jahr ihren Abschluss machen oder vor dem Übertritt stehen. Ziel bleibe es, „noch in diesem Jahr“ alle Klassen wieder zurück in die Schulen zu bekommen.
In den Abschlussklassen seien die Hygienevorschriften besser einzuhalten, so Piazolo, es gebe einen entsprechenden „Hygieneplan“, die Schüler sollten in Kleingruppen von „zehn bis 15“ lernen, für jeden Schüler sollten vier Quadratmeter zur Verfügung stehen, Gruppenarbeiten werde es nicht geben. Eine Maskenpflicht soll es in den Schulen nicht geben, Lehrern sollen aber Masken gestellt werden. Schüler mit Vorerkrankungen müssten am Präsenzunterricht nicht teilnehmen, das gleiche gelte für vorerkrankte oder schwangere Lehrkräfte und über 60-jährige Lehrer. Das Abitur werde ab dem 20. Mai starten, die anderen Abschlussprüfungen gestaffelt danach, so Piazolo: Prüfungen an Mittelschulen finden ab 6. Juni statt, an Realschulen ab 30. Juni.
Am 22. April kommt es erstmals in Nordbayern nach Erlass der Grundrechtseinschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie zu einer Demonstration. Unter dem Motto „Gesundheit und Grundrechte schützen“, demonstrierten 20 Menschen in der Straße der Menschenrechte. Sie forderten die bayerische Staatsregierung auf, das Versammlungsrecht auch in dieser Ausnahmesituation zu wahren. Außerdem müsse überprüft werden, ob die Maßnahmen verfassungskonform sind, so Organisator Christian Rechholz. Viele Menschen seien durch die Ausgangsbeschränkung verunsichert und wüssten nicht, was ein triftiger Grund sei, um die eigene Wohnung zu verlassen, kritisiert der Politikwissenschaftler. Versammlungen sind zu diesem Zeitpunkt in Bayern gemäß der Zweiten Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung untersagt, können aber wie in diesem Fall auf Antrag durch eine Ausnahmegenehmigungen von der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde zugelassen werden, soweit dies im Einzelfall aus infektionsschutzrechtlicher Sicht vertretbar ist.
Am Samstag den 25. April kommt es zur ersten Schwurblerdemo in Nürnberg. Sie ist nicht angemeldet und es versammeln sich vor allem Verschwörungstheoretiker zusammen mit rechten Nazis, die sich über Chatgruppen organisieren. Das USK der Polizei Mittelfranken rückt an und löst die Versammlung von etwa 50 Menschen auf. Eine Person wird in Gewahrsam genommen. Die Teilnehmer bestritten laut Angaben der Polizei, dass es sich überhaupt um eine Versammlung handele, sie hätten lediglich dort gemeinsam sitzen und meditieren wollen.
Neben den Schulen öffnen am 27. April viele Geschäfte in Bayern wieder ihre Türen, nämlich Geschäfte mit einer Verkaufsfläche bis 800 Quadratmeter. Aber auch Fahrrad- und Kfz-Händler sowie Buchläden dürfen öffnen. Die 800qm-Regel kippt der Verwaltungsgerichtshof später, daher dürfen dann auch größere Geschäfte öffnen, wenn sie ihre Verkaufsfläche auf 800qm begrenzen.

Der Druck auf die Politik weitere Lockerungen zu beschließen ist groß. Am 5. Mai werden Lockerungen für die Gastronomie und das Hotelgewerbe für Bayern beschlossen. Die bayerische Staatsregierung erlaubt ab Montag, 18. Mai 2020, wieder die Außengastronomie, ab Montag, 25. Mai 2020, dürfen Speiselokale bis 22 Uhr öffnen und ab dem Pfingstwochenende ab Samstag, 30. Mai 2020, dürfen in Hotels wieder privatreisende Gäste beherbergt werden.
Die Stadt Nürnberg beschließt eine eigenes Maßnahmenpaket für das Nürnberger Hotel- und Gaststättengewerbe. Insbesondere die Genehmigungen zur Bewirtung im Freien sieht man bald in der ganzen Stadt, die Stadt wird dadurch im Sommer 2020 lebendiger, denn wo es geht stehen von Lokalen Tische und Stühle.
https://www.nuernberg.de/presse/mitteilungen/presse_65738.html
Zum Muttertags-Wochenende lockert Bayern auch die Besuchsverbote in Alten- und Pflegeheimen. Nun dürfen die Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht an Covid-19 erkrankt sind, einmal täglich von einer Person aus dem Kreis der Angehörigen oder einer anderen Person während einer festen Besuchszeit besucht werden.
Der Plan für die Rückkehr der Schülerinnen und Schüler in #Bayern: Es ist keine Rückkehr in die Normalität. Klassen werden in der Regel geteilt und je eine Hälfte im wöchentlichen Wechsel in der Schule unterrichtet. Bereits begonnen hat der Unterricht ja für die Abschlussklassen der Gymnasien, jetzt folgen ab 11. Mai die Klassen 11 an Gymnasien, die 9. an Realschulen, die 8. an Mittelschulen, die 4. Klassen an Grundschulen. Ab dem 18. Mai: 5. und 6. Klassen an Gymnasien und Realschulen, 5. Klassen an Mittelschulen und 1. Klassen an den Grundschulen. Alle anderen Klassen folgen nach Ende der Pfingstferien ab 15. Juni. Die Ferienzeiten ändern sich nicht. Kehren Grundschulkinder, die einen Hort besuchen, in die Schule zurück, werden diese Kinder an Schultagen mit Präsenzpflicht auch im Hort betreut. Zu den Kindern in Notbetreuung kommen also erst die Kinder der 4. Klassen in den Hort, dann auch die der 1. Klassen.
Am 10. Mai begann mit einer für 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldeten Demonstration auch die Phase der großen Nachsichtigkeit der Polizei bei Versammlungen von Rechtsextremen, Schwurblern und Corona-Maßnahmen-Gegnern. In Nürnberg war an diesem Samstag um 14.00 Uhr eine Versammlung mit 50 Teilnehmern angemeldet. Am Ende kamen 2.000, die zum Großteil weder Masken trugen noch Abstände zueinander wahrten. Aufgehetzt wurden diese teilweise von Rechtsextremen, die auch Stimmung gegen die Polizei machten. Man erwog die Veranstaltung aufzulösen, entschied sich dann aber dagegen und beließ es bei von der Menge nicht beachteten Appellen und Versuchen die Menge dadurch aufzulockern, dass man mit Polizeieinsatzkräften durch die Menge ging.
Nach den ab Anfang Mai begonnen weiteren Lockerungen sieht man anhand der Grafik, dass sich die Fallzahlen in Nürnberg weiterhin gut entwickelten.

Immer noch steigt als Folge der ersten Welle die Zahl der gemeldeten Corona-bedingten Todesfälle an. Aber die Zahl der aktiv Erkrankten Bürgerinnen und Bürger in Nürnberg sinkt deutlich.

Auch an der Heatmap über die Inzidenzen aufgeschlüsselt nach Altersgruppen für die Stadt Nürnberg sieht man nun, wie die erste Welle wirkte. Die frühen Schulschließungen haben ein Übergreifen auf die jungen Altersgruppen wirksam unterbunden. Bei den Grundschulkindern betrug die höchste Inzidenz nur 29. Bei den älteren Oberschülern nur 24 und bei den älteren Oberschülern und Azubis lag die Inzidenz maximal bei 44. Schlimmer betroffen war die Altersgruppe 80+. Dort lagen die Inzidenzen getrieben durch Fälle in Pflegeheimen bei 104 und später nochmal bei 107. Ein wirksamer Schutz dieser Altersgruppe gelang in der 1. Welle nicht. Nach der Altersgruppe 80+ war die arbeitende Bevölkerung in Nürnberg während der 1. Welle am stärksten betroffen.
Insgesamt sank die Mobilität in der Stadt während der ersten Welle sehr stark ab. Da die Einschränkungsmaßnahmen sehr früh und bereits bei niedrigem Infektionsniveau begonnen wurden, waren sie auch in Nürnberg sehr wirksam. Leider verzichtete man später darauf diese Erkenntnis auch auf die zweite Welle anzuwenden.
Trotz der – aus heutiger Sicht – geringen Intensität und aller Maßnahmen dauerte es etwa 10 Wochen, bis die 1. Welle weitgehend abgeebbt war.
Am 18. Mai sinkt die Zahl der als aktiv Erkrankt geltenden erstmals seit März wieder unter 100.

Etwas schwerer tut sich die Stadt mit der Förderung von Corona-freundlicher Mobilität. Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ist in der Pandemie deutlich zurückgegangen. Überall in der Welt haben im Frühjahr Städte daher damit begonnen auf Straßen Fahrradspuren einzurichten. In Nürnberg tut man sich damit sehr schwer, denn das würde den Autoverkehr einschränken. SO kommt es erst im Sommer zur Einrichtung einiger weniger Versuche mit solchen Fahrradspuren. Diese z.T. aber so abgelegen in der Peripherie der Stadt, dass sie gar nicht geeignet sein können den Radverkehr in der Stadt zu stärken. Die Lücken im Radwegnetz der Ringe in Nürnberg bleiben, ebenso die Engstellen für Rad- und Fußgänger auf Brücken. So hat die Stadt schnell wieder genauso viel Autoverkehr wie vor der Pandemie, eher steigt der Anteil, da Autos verstärkt genutzt werden las Alternative zum öffentlichen Nahverkehr. Aber auch der Fahrradverkehr steigt und auch die Nachfrage nach Fahrrädern, wie die Nürnberger Fahrradhändler melden. Eine durchdachte Unterstützung erhalten die Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer in Nürnberg von der Stadtspitze nicht.
Die nächste Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Nürnberg fällt ins Wasser, da es regnet kommen „nur eine paar Versprengte“ wie es in den Berichten zur Demonstration heißt. Die Versammlung war diesmal im Bereich der Wöhrder Wiese genehmigt worden, um auch bei 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausreichend Aufstellfläche zu haben. Es kamen aber nicht mal die Hälfte.
https://www.nordbayern.de/region/nuernberg/tote-hose-wenig-andrang-bei-corona-demos-in-nurnberg-1.10128382
Diese Proteste bleiben der Stadt über den ganzen Sommer erhalten. Immer wieder demonstrieren Rechte, Verschwörungstheoretiker, Coronaleugner, Impfgegner und andere Schwurbler in der Stadt gegen Corona-Maßnahmen und den Staat. In der Regel verstoßen sie dabei gegen die Demonstrationsauflagen, was aber aus Sicht der Polizei nie so schlimm ist, dass man dagegen ernsthaft vorginge, wenn die Veranstaltungen angemeldet sind. Immer wieder wurde versucht aus dem Spektrum der rechtsgerichteten, sogenannten „Corona-Rebellen“ auch unangemeldete Aktionen in der Innenstadt durchzuführen. Diese werden von der Polizei meist recht schnell unterbunden.
Dass es auch anders geht war bei der Black Lives Matter Demonstration am 6. Juni 2020 in Nürnberg auf der Wöhrder Wiese zu beobachten. Dort kamen statt 400 am Ende 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen, die aber keine Probleme damit hatten Masken zu tragen und auf die Abstände zu achten.
https://www.nordbayern.de/region/nuernberg/black-lives-matter-5000-menschen-demonstrieren-gegen-rassismus-1.10164113
Die Corona-Lage hatte sich bis Anfang Juni weiter entspannt, ab diesem Zeitpunkt gab es ein Plateau bei den Erkrankten über den ganzen Sommer. Es gab immer wieder einzelne Fälle von Ansteckungen, diese konnten aber jeweils immer gut nachverfolgt werden und hatten keine größeren Ausbrüche zur Folge.

Immer wieder gab es im Sommer auch einzelne Tage ohne Fallmeldungen, das waren immer die Tage an Wochenenden, da dort durch die Stadt nie eine Fallmeldung erfolgte, aber oft auch normale Werktage. Eine Woche ganz ohne Fälle gab es allerdings in der Stadt Nürnberg nie.
Am 3. Juni wird für Nürnberg ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um 27,3% gemeldet, eine der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in der Stadt.
Ab dem 8. Juni durften in Bayern Freibäder und Fitnessstudios oder Tanzschulen wieder öffnen.
Nach den Pfingstferien startet ab dem 15. Juni 2020 auch für alle Schülerinnen und Schüler in Bayern wieder die Schule: Allerdings im Wechselunterricht. Eine Woche ist die Hälfte der Klasse in der Schule, damit die Abstände von 1,5 Meter zueinander gewahrt werden können, die andere Hälfte bleibt zu Hause und bearbeitet dort Aufgaben. Bei den sehr niedrigen Inzidenzen – zu dieser Zeit in Nürnberg weit unter 10 – war die Aufnahme des Wechselunterrichts problemlos möglich. Das Infektionsgeschehen blieb bis zum Beginn der Sommerferien am 27. Juli 2020 in Nürnberg gering.
Die erste Welle der Coronapandemie in Nürnberg war überstanden und mit den Reiserückkehrern startet kurze Zeit später die zweite Welle.


Die Entwicklung der 7-Tage-Inzidenz in Nürnberg während der ersten Welle. Die eingezeichneten Grenzwerte bei einer Inzidenz von 35 und bei 50 spielten noch keine Rolle